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Militäroffensive gegen Kurden in Nordsyrien

"Wir beginnen jetzt mit der Operation 'Klauenschwert'", verkündete der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar.

Eine Woche nach einem Bombenanschlag in Istanbul hat die Türkei ihre lange geplante Militäroffensive gegen kurdische Einheiten in Nordsyrien gestartet. Türkische Kampfflugzeuge bombardierten in der Nacht zum Sonntag unter anderem die Stadt Kobane. Auch Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak seien angegriffen worden, teilte das türkische Verteidigungsministerium mit. Nach Angaben syrischer Aktivisten wurden bei den Angriffen mehr als 30 Menschen getötet.

"Wir beginnen jetzt mit der Operation 'Klauenschwert'", verkündete Verteidigungsminister Hulusi Akar im Einsatzführungskommando der türkischen Luftwaffe. Er informierte laut einem Video auch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der schon seit Mai mit einer neuen Offensive gegen kurdische Einheiten in der Region gedroht hat und nun den Befehl für den Beginn des Einsatzes gab.

Die Angriffe richteten sich nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums gegen Stützpunkte der PKK und der YPG, die Ankara als syrischen Ableger der PKK betrachtet. Nach Angaben des von kurdischen YPG-Einheiten angeführten Militärbündnisses SDF wurde unter anderem Kobane im Nordosten Syriens bombardiert.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei fast 25 Angriffen in den nordsyrischen Provinzen Aleppo, Rakka und Hassakeh mindestens 31 Menschen getötet, darunter 13 SDF-Kämpfer und zwölf Kämpfer der syrischen Regierungstruppen. Das SDF-Bündnis gab zunächst nur den Tod von elf Zivilisten bekannt. Das syrische Verteidigungsministerium erklärte, bei türkischen Angriffen in Aleppo und Hassakeh seien mehrere Soldaten getötet worden. Eine genaue Zahl nannte das Ministerium nicht. Das türkische Militär machte zunächst gar keine Angaben zu Toten oder Verletzten.

Die Türkei hatte am Montag eine angebliche PKK-Anhängerin aus Syrien für den Anschlag in Istanbul verantwortlich gemacht, bei dem am Sonntag vergangener Woche sechs Menschen getötet und mehr als 80 weitere verletzt worden waren. Die Frau soll ihre Anweisungen demnach in Kobane erhalten haben. Sowohl die PKK als auch die syrischen Kurden wiesen jegliche Verantwortung für den Anschlag zurück.

Das türkische Verteidigungsministerium erklärte dagegen, die nun bombardierten Regionen in Nordsyrien und im Nordirak würden "von Terroristen als Stützpunkte für Angriffe auf unser Land genutzt". Die Türkei berief sich daher auf das in Artikel 51 der UN-Charta verankerte Recht auf Selbstverteidigung.

Das Ministerium veröffentlichte im Onlinedienst Twitter ein Foto eines startenden Kampfjets mit den Worten "Stunde der Abrechnung". In einem weiteren Tweet des Ministeriums hieß es: "Die Nester des Terrors werden durch Präzisionsangriffe dem Erdboden gleichgemacht." Ein Video zeigte eine Explosion nach einem Angriff.

Die Türkei versucht seit Jahren, an ihrer Grenze zu Syrien eine "Pufferzone" einzurichten und die kurdischen Einheiten von dort zurückzudrängen. Die YPG-Miliz wird von den USA unterstützt und spielte bei der Vertreibung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus Syrien und auch aus Kobane eine entscheidende Rolle. Die Türkei hingegen wirft der YPG vor, ein Ableger der PKK zu sein, und stuft sie deshalb ebenfalls als "terroristisch" ein. 

mid/cp

Fulya OZERKAN / © Agence France-Presse