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Maulkorb statt Binde

Deutsche Nationalspieler halten sich in Katar aus Protest den Mund zu

Aus Protest gegen die Fifa haben sich die Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft vor dem WM-Spiel gegen Japan in Katar beim Mannschaftsfoto geschlossen den Mund zugehalten. Nach den vom Weltfußballverband angedrohten Sanktionen für das Tragen der "One Love"- Binde protestierten die Spieler um Kapitän Manuel Neuer am Mittwoch in Doha auf diese Weise gegen das Vorgehen des Verbandes. 

"Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten - unsere Haltung steht", erklärte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zu der Aktion. Kapitän Manuel Neuer verzichtete wie erwartet auf das Tragen der Armbinde. Einer der Schiedsrichterassistenten prüfte unmittelbar vor dem Anpfiff an Neuers Arm, ob dieser sich an die Vorgaben des Fußballverbands für die WM in Katar hielt. 

Hingegen setzte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein klares Zeichen und trug auf der Tribüne in Doha die "One Love"-Binde - Faeser verbreitete auf Twitter selbst ein entsprechendes Foto von sich. Das Auftaktspiel endete für das Team von Hansi Flick mit einer herben Enttäuschung: Die Nationalmannschaft verlor 1:2 gegen Japan.

Sieben europäische Fußballverbände hatten kurzfristig entschieden, wegen der Drohung der Fifa mit Strafen für die Spieler auf das Tragen der Binde mit dem Vielfaltslogan zu verzichten. Der DFB prüft deshalb rechtliche Schritte.

"Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben - Vielfalt und gegenseitiger Respekt", erklärte der DFB nun. Es gehe "nicht um eine politische Botschaft - Menschenrechte sind nicht verhandelbar".

Faeser hatte das Verbot bei ihrem Besuch in Doha zuvor einen "großen Fehler" genannt. Die Armbinden gelten auch als Protest gegen die Gesetze des WM-Gastgebers Katar, der unter anderem Homosexualität unter Strafe stellt.

Die Bundesinnenministerin kritisierte die Regierung in Katar zudem mit Blick auf den Fall eines deutschen Fans, den sie vor Ort getroffen habe und dem nach seinen Angaben ein Schweißband in Regenbogenfarben von der Polizei abgenommen wurde. Der in der Sicherheitsgarantie des katarischen Innenministers versprochene Schutz müsse sich "auf alle Menschen beziehen", sagte Faeser zu dem Fall. Dieser habe sie bewegt, "das enttäuscht mich doch sehr".

Das Turnier Katar ist vor allem wegen der Lage der Menschenrechte in dem Golfemirat das umstrittenste in der Geschichte der Fußballweltmeisterschaften. Erstmals wird die Fußball-WM in einem arabischen Land ausgetragen und erstmals nicht im europäischen Sommer, sondern in der Adventszeit.

ran/ju

© Agence France-Presse