Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (Wikipedia) hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach dem WM-Desaster in Katar zu einer schonungslosen Analyse aufgefordert. "Alle Beteiligten" hätten "zu viele Fehler" gemacht, schrieb Matthäus in einer Kolumne für die Bild-Zeitung und mahnte: "Personelle Konsequenzen dürfen nicht ausgeschlossen werden."
Bundestrainer Hansi Flick würde der Weltmeister von 1990 weiterhin das Vertrauen schenken. "Er ist erst 16 Monate im Amt, er hat nicht die besten Bedingungen vorgefunden. Daran muss gearbeitet werden", so Matthäus: "Ich bin überzeugt, dass er die Nationalmannschaft in eine bessere Zukunft führen kann. Hansi ist selbstkritisch genug, um aus seinen Fehlern zu lernen." Allerdings sehe er auch "keine bessere, verfügbare Alternative", ergänzte Matthäus.
Als Hauptschuldigen hat der 61-Jährige die Verbandsführung ausgemacht. "Wie kann es sein, dass es dem DFB nicht gelingt, das Problem zu lösen, bevor der erste Ball rollt", sagte Matthäus mit Blick um die "One Love"-Binde. Ihm stieß zudem auf, dass Präsident Bernd Neuendorf "nach all dem Theater mit der FIFA" mit Weltverbandboss Gianni Infantino geredet, gelacht und "für Fotos mit ihm posiert" habe. Deswegen frage er sich: "Wie glaubwürdig ist Neuendorf, wie glaubwürdig ist der DFB?"
Auch dessen Geschäftsführer Oliver Bierhoff stehe "zu Recht in der Kritik". Aufgrund seiner Position sei Bierhoff "hauptverantwortlich dafür, die Voraussetzungen für Erfolg zu schaffen. Aber seit fünf Jahren stimmen die Ergebnisse nicht mehr."
Matthäus lastete Bierhoff auch wie schon 2018 in Russland eine schlechte Quartierwahl an. Die Entscheidung, die Spielerfrauen und Familien früh zu den Spielern zu lassen, habe zudem die "Grüppchenbildung gefördert" und "viel zu viel Ablenkung" geschaffen. Dem DFB sei die Harmonie "vielleicht zu wichtig".
Er habe den Eindruck, "dass der DFB und die Nationalmannschaft ein geschlossener Zirkel sind, in dem andere Meinungen und Sichtweisen unbequem und nicht erwünscht sind". Deswegen forderte er den Verband auf, sich Expertise von außen zu holen, etwa indem DFB-Vize Hans-Joachim Watzke "die Nationalmannschaft zur Chefsache erklärt". Auch täte ein "Um-die-Ecke-Denker" wie der frühere DFB-Sportdirektor Matthias Sammer dem Verband gut.
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