Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Gescheiterte Digitalisierung

Studierende warten monatelang auf ihr Geld.

Nach funk Recherche müssen sich Student*innen über Monate gedulden, bis sie den staatlichen BAföG-Zuschuss erhalten. Nicht selten dauert es ein halbes Jahr bis das Geld auf dem Konto landet, ergibt eine Umfrage von funk unter Studierendenwerken in Deutschland. 

Die Lage ist dramatisch: Ämter sind laut eigener Darstellung überlastet, 99 Prozent der digitalen Anträge fehlerhaft, viele der Anträge müssen ausgedruckt werden, es herrscht Papiermangel und zusätzliches Personal muss eingestellt werden. Das geht zum Nachteil der ohnehin schon finanziell belasteten Student*innen, die bis zu einem halben Jahr lang auf beantragte Gelder warten müssen. 

„Ich warte mittlerweile schon fünf Monate und einige meiner Freunde noch signifikant länger. Das ist wirklich sehr schwierig für Studierende, die aus nicht so guten Verhältnissen kommen zu überleben, geschweige denn sich auf das Studium zu fokussieren“, berichtet Student Daniel gegenüber dem funk Recherche-Team. Er ist nicht der Einzige, der sich meldet. Immer wieder erreichen die Redaktion Nachrichten von verzweifelten Student*innen. 

Grund für den Mehraufwand ist unter anderem eine gescheiterte Digitalisierung, heißt es von den Studierendenwerken. Zwar wurde im September 2021 mit dem BAföG-Digital die Möglichkeit geschaffen, dass Student*innen ihre Anträge online stellen können, allerdings hört hier auch die Digitalisierung auf.  

Laut dem Dachverband der bundesweit 57 Studierendenwerke hat die digitalisierte BAföG-Antragstellung „in der Praxis fatale Folgen“. Der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, Matthias Anbuhl, teilt gegenüber funk mit: „Die BAföG-Ämter der Studierendenwerke müssen die online eingereichten BAföG-Anträge der Studierenden händisch ausdrucken. Die Drucklast in den BAföG-Ämtern ist so hoch, dass dafür eigens zusätzliches Personal eingestellt werden muss – nochmal: um digitale Anträge auszudrucken. Das ist Digitalisierung ad absurdum!“ 

Rund 99 Prozent der gestellten Anträge sind laut dem Deutschen Studentenwerk fehlerhaft. Eingehende E-Mail-Anfragen müssten aus Datenschutzgründen stets per Briefpost beantwortet werden, sofern diese persönliche Daten beinhalten. 


funk – das Content-Netzwerk von ARD und ZDF

Federführende Anstalt: Südwestrundfunk (SWR)

Anstalt des Öffentlichen Rechts