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Auch Krankenhäuser warnen vor Engpässen bei wichtigen Arzneimitteln

Union will Beschaffungsgipfel - Kassen: Fiebersäfte in Apotheken herstellen

Nach den Kinderärzten warnen auch die Krankenhäuser in Deutschland vor wachsenden Engpässen bei wichtigen Arzneimitteln. "Zunehmend verursachen Lieferengpässe große Probleme - auch im Krankenhaus", sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagsausgaben). Problematisch sei die Lage bei Antibiotika, Krebspräparaten und Notfallmedikamenten für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Die größte Herausforderung stellen Gaß zufolge derzeit Lieferengpässe bei Notfallmedikamenten dar. Betroffen sei unter anderem bereits seit April der Wirkstoff Alteplase, der als lebensrettende Maßnahme zum Beispiel nach Herzinfarkten und Schlaganfällen eingesetzt werde. Alternativen dafür seien rar oder fehlten ganz, sagte Gaß. Sehr problematisch seien in der derzeitigen Welle von Atemwegserkrankungen aber auch fehlende Mittel wie beispielsweise das Breitband-Antibiotikum Amoxicillin.

Grund für die Engpässe sind den Angaben zufolge oft akute Probleme in der Herstellung, aber auch unzureichende Produktionskapazitäten und eine steigende Nachfrage. In diesem Jahr seien viele Arzneimittel betroffen, die zur Basisversorgung zählten - beispielsweise gewöhnliche Antibiotika oder Medikamente, die für die Krebstherapie existenziell seien. "Im Moment haben wir Probleme bei paracetamol- und ibuprofenhaltigen Fiebersäften für Kinder", berichtete der Klinikvertreter weiter.

Zuvor hatten bereits die Kinderärzte in Deutschland wegen Engpässen vor allem bei Fiebersaft, aber auch bei anderen Medikamenten Alarm geschlagen. Die Bundesregierung arbeite "mit Hochdruck" an Lösungen bei der Arzneimittelknappheit, sagte Familien- und Jugendministerin Lisa Paus (Grüne) dem TV-Sender Welt. Ziel sei es, "kurzfristig" Ersatzprodukte für Medikamente zu beschaffen, die gegen Erkältung, Grippe oder das RS-Virus benötigt würden. 

Der CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge forderte einen "Beschaffungsgipfel mit allen Akteuren". Paus unterstützte die Idee einer koordinierten Beschaffung durch den Bund. Auf die Schnelle helfe aber nur der gezielte Austausch von Medikamenten zwischen Kommunen und auch zwischen Bundesländern, betonte die Ministerin. 

Der GKV-Spitzenverband der Krankenkassen verwies darauf, dass bereits im Sommer Maßnahmen gegen Lieferengpässe vereinbart wurden. "Apotheken können Fiebersäfte im Rahmen einer Rezeptur selbst anfertigen und bekommen das bezahlt", erklärte die Verbandsvorsitzende Doris Pfeiffer. In der aktuellen Notsituation müssten die Apotheken den Patienten "mit Rat und Tat" beiseite stehen. "Kein Verständnis haben wir, wenn in dieser angespannten Lage für diese ureigene Aufgabe der Apotheken nach zusätzlichem Geld gerufen wird."

"Wir müssen die Produktion von Arzneimitteln wieder zurück nach Europa holen", forderte die FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus. Ihr Parteikollege Andrew Ullmann sah die Abhängigkeit von einigen wenigen Lieferanten als Problem. So würden bei Antibiotika nur ein bis zwei Firmen aus Asien den europäischen Markt beliefern, sagte er rbb24-Inforadio. Eine Verlagerung nach Deutschland oder Europa würde demnach aber bedeuten, dass Medikamente voraussichtlich teurer würden.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Heike Baehrens, rief Apotheker und Arzneimittelgroßhändler auf, keine Hamsterkäufe von Medikamenten mehr zu tätigen. "Das ist nicht zu verantworten in einer solchen Situation", sagte sie ARD-"Mittagsmagazin". Sie plädierte dafür, "wirklich nur einen Vorrat für eine Woche anzulegen".

mt/cha