Ein schwer beschädigtes Gebäude, hunderte tote Fische und zwei Verletzte: Aus einem geplatzten Großaquarium im Foyer eines Hotels im Berliner Zentrum ist am Freitag schlagartig eine Menge von einer Million Litern Wasser ausgelaufen und hat ein Trümmerfeld hinterlassen. Die Ursache für das Geschehen war zunächst unklar, laut Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) gab es aber erste Hinweise auf einen technischen Defekt.
"Erste Anzeichen deuten wohl auf eine Materialermüdung", teilte Spranger in der Hauptstadt mit. Die Ursachenermittlung sei aber "natürlich noch nicht abgeschlossen". Nach Angaben der Polizei gab es zunächst "keine Hinweise auf eine Straftat" im Zusammenhang mit dem spektakulären Fall.
Laut Feuerwehr platzte das Aquarium gegen 05.45 Uhr und setzte Wasser mit einem Gewicht von tausend Tonnen frei, das sich plötzlich mit großer Wucht ins Erdgeschoss des Gebäudes und bis auf die Straße ergoss. Zahlreiche Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und Technischem Hilfswerk (THW) waren im Einsatz. Unter ihnen waren auch Baustatiker. Sie sollten überprüfen, ob tragende Gebäudeelemente beschädigt wurden.
"Es ist ein regelrechter Tsunami, der sich hier ergossen hat", sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), als sie sich am Vormittag vor Ort ein Bild von der Lage machte. Zugleich sprach sie von "immenser Zerstörung" und dankte allen beteiligten Einsatzkräften.
Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers wurden das Hotel nach dem Unglück evakuiert und 35 Menschen vom Rettungsdienst gesichtet. Zwei Menschen wurden laut Polizei durch Glassplitter verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Die Rettungskräfte setzten auch Rettungshunde und eine Drohne mit Wärmebildkamera ein, um die Trümmer nach möglichen Verschütteten zu durchsuchen. Vermisst wurde nach Abgaben der Feuerwehr jedoch niemand.
Die Wassermassen rissen Fische, Trümmerteile und Mobiliar bis auf die Straße vor dem Hotel nahe des Alexanderplatzes. Außerdem waren an dem Gebäude geborstene Scheiben und aufgedrückte Türen zu sehen. In diesem befinden sich neben dem Hotel unter anderem Geschäfte und ein Museum. Es bleibt nach eigenen Angaben vom Freitag "bis auf Weiteres" geschlossen.
Der Bereich war weiträumig abgesperrt. Die aus dem Hotel in Sicherheit gebrachten Gäste wurden laut Polizei wegen der eisigen Temperaturen in Wärmebussen versorgt und anschließend in anderen Hotels untergebracht.
Bei dem zerstörten Aquarium handelt es sich um das sogenannte Aquadom, eine bekannte Touristenattraktion. Es ist nach Angaben der Betreiber mit einer Wassersäule von 14 Metern das weltweit größte freistehende zylindrisch geformte Aquarium. In ihm lebten demnach etwa 1500 tropische Fische in einem Korallenriff. Von diesen überlebte keiner, wie das Bezirksamt Berlin-Mitte mitteilte. Es war mit seinen Veterinären vor Ort.
Demnach überlebten nur Fische in kleineren separaten Becken im Keller des Gebäudes. Das Bezirksamt wollte demnach gemeinsam mit Einsatzkräften von Feuerwehr und THW klären, wie sie eventuell gerettet werden könnten.
Die Tierschutzorganisation Peta forderte am Freitag bereits, dass der Aquadom nicht wieder aufgebaut werden dürfe. "Die Zeiten, in denen Fische aus ihrer natürlichen Umgebung entrissen werden, um sie zur Belustigung von Hotelgästen in einen Tank einzusperren, müssen ein für alle Mal enden", erklärte deren Experte Peter Höffken in Berlin.
Das Geschehen löste bundesweit und sogar international ein erhebliches Medienecho aus. Bekannte Zeitungen und Fernsehsender wie die "New York Times", CNN und BBC berichteten über den Vorfall.
bro/cfm Alexander WENZEL / © Agence France-Presse