Diese Taktik ist ja langsam salonfähig. Münster steht zur Halbzeit, nach einem frühen Gegentor in der 8. Minute, mit 1:0 zurück. Das Ganze war, wie immer, schlecht verteidigt. Dann kommt es, ganz nach Plan – oder eben auch nicht, zum 2:0 für Unterhaching in der 30. Minute. So weit, so münstertypisch. Dann folgt die Halbzeitpause und mit ihr die mittlerweile Routine gewordene Wutansprache von Hübscher.
Der Gegner soll sich zur Pause in Sicherheit wiegen, mit keinerlei Gefahr oder gar Widerstand mehr rechnen und innerlich das Spiel bereits als gewonnen abhacken. Münster stellt sich quasi tot, ein Verhalten, was wir aus der Tierwelt als „Schreckstarre“ oder Thanatose kennen.
Der Nimbochromis livingstonii beispielsweise legt sich auf den Seeboden und gibt sich als toter Fisch aus. Damit lockt er kleine Aasfresser an und schnappt zu, wenn sich die Gelegenheit bietet. So wie der eingewechselte Schnellenbacher in der 67. Minute, mit dem 1:2.
Der Keulenkäfer (Claviger testaceus) lässt sich sogar als vermeintliche Leiche von Ameisen in deren Nest tragen und ernährt sich dann von den Larven. Dies tat Rodrigues-Pires, als er sich im Sechzehner foulen lässt. In der 82. Minute gleicht Dadashov zum 2:2 aus. Durch einen Elfmeter – ein seltenes Exemplar, für den Preußenfan.
Durch diese Taktikfinesse des Trainers, der unter der Woche noch nach dem Motto „viel bringt viel“ trainieren ließ, hat man also wieder 2:2 beim Tabellenführer, wie zuletzt in Halle, gespielt, ja man will fast von „gewonnen“ reden. Das nächste Spiel findet nach der Länderspielpause am 19.10. statt. Es geht gegen die SG Sonnenhof Großaspach, die nur einen Tabellenplatz vor den Preußen belegt. Es geht um vieles für Münster. Vielleicht imitiert Hübscher ja mal zur Abwechslung ein Raubtier.
Foto: Pixaby