Rami Abdel Rahman zufolge, dem Chef der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle, galt der Angriff in Rakka dem dortigen kurdisch kontrollierten Gefängnis, in dem "rund 900 Dschihadisten, darunter 200 hochrangige Kämpfer", festgehalten werden.
Ein Sprecher des kurdisch geführten Militärbündnisses SDF bestätigte der Nachrichtenagentur AFP den Tod von sechs Sicherheitskräften. SDF-Kämpfer hätten den Angriff des IS auf das Gefängnis aber "vereitelt". Ein Dschihadist, der einen Sprengstoffgürtel getragen habe, sei von SDF-Kämpfern getötet, zwei weitere gefangengenommen worden.
Der IS reklamierte den Anschlag im Online-Dienst Telegram für sich und erklärte, zwei seiner Kämpfer hätten ihn verübt, von denen einer entkommen sei. Ziel des Angriffs sei es gewesen, "muslimische Gefangene zu rächen" - insbesondere Dschihadistinnen, die sich in dem von kurdischen Kräften kontrollierten Flüchtlingslager Al-Hol in Nordsyrien befänden.
In dem überfüllten Lager leben mehr als 50.000 Angehörige von IS-Kämpfern unter prekären Umständen. Unter ihnen sind Staatsbürger aus rund 60 unterschiedlichen Ländern sowie syrische Binnenflüchtlinge und Geflüchtete aus dem Irak.
Die kurdisch kontrollierten Behörden verhängten nach dem versuchten Angriff den Ausnahmezustand über Rakka und riegelten die Stadt ab. Sicherheitskräfte fahndeten nach Dschihadisten.
Rakka ist die frühere de-facto-Hauptstadt des vom IS kontrollierten Gebiets in Syrien.
Der versuchte Angriff ist die schwerwiegendste dschihadistische Gewalttat gegen ein syrisches Gefängnis seit Januar. Damals griffen IS-Kämpfer das Gefängnis Ghwajran in der kurdisch kontrollierten Stadt Hassakeh an. Hunderte Menschen wurden bei dem eine Woche andauernden Angriff getötet, dessen erklärtes Ziel die Befreiung von Dschihadisten war.
Im Nordwesten Syriens wurden am Montag indes acht Kämpfer der pro-türkischen Gruppe Fajlak al-Scham bei heftigen Kämpfen mit Kräften der syrischen Regierung getötet, wie die pro-türkischen Kräfte und die OSDH übereinstimmend meldeten. Nach Berichten eines AFP-Journalisten dauerten die Kämpfe mehrere Stunden an, am frühen Abend kehrte Ruhe ein.
Pro-türkische Rebellen, darunter Fajlak al-Scham, kontrollieren einen Teil des syrischen Grenzgebiets zur Türkei. Die Gruppe, die als der sunnitischen Muslimbruderschaft nahestehend gilt, war seit 2016 an mehreren Offensiven der türkischen Armee in Nordsyrien beteiligt.
Die am Montag andauernden Kämpfe stehen jedoch übereinstimmenden Quellen zufolge nicht im Zusammenhang mit der in den vergangenen Wochen von der türkischen Regierung ausgesprochenen Drohung, eine Bodenoffensive in Nordsyrien zu starten.
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