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Kroatien: in Euro bezahlen und keine Grenzkontrollen

Plenkovic und von der Leyen sprechen von "historischem" Schritt für Kroatien

Kroatien gehört seit Sonntag dem Schengenraum (Wikipedia) und der Eurozone (Wikipedia) an. Zum Jahreswechsel verabschiedete sich der Balkanstaat von der kroatischen Landeswährung Kuna, die durch den Euro ersetzt wurde. Bei Reisen nach Kroatien aus den anderen 26 Schengen-Staaten entfallen die Grenzkontrollen. 

"Es ist die Zeit der Neuanfänge. Und es gibt keinen Ort in Europa, auf den das mehr zutrifft als auf Kroatien", schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum Auftakt ihres Kroatien-Besuchs im Onlinedienst Twitter. An einem Grenzübergang zwischen Kroatien und Slowenien traf sie den kroatischen Regierungschef Andrej Plenkovic und die slowenische Präsidentin Natasa Pirc Musar. 

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz nannte Plenkovic den Beitritt seines Lands zum Schengenraum und zur Eurozone einen "historischen Augenblick". Ähnlich äußerte sich von der Leyen, die von einem "Tag für die Geschichtsbücher" sprach. 

Die EU-Kommissionspräsidentin und der kroatische Regierungschef reisten anschließend nach Zagreb weiter. Auf dem zentralen Platz der kroatischen Hauptstadt lud Plenkovic von der Leyen zu einem Kaffee ein - und zahlte die Rechnung in Euro. 

Vom Euro-Beitritt erhofft sich Kroatien mehr Stabilität angesichts der starken Inflation. Im November erreichte die Teuerungsrate im Land 13,5 Prozent - in der Eurozone waren es zehn Prozent. 

Doch die Gefühle in der Bevölkerung sind gemischt. Manche fürchten durch den Wechsel zum Euro einen Anstieg der Lebenshaltungskosten, weil viele Unternehmen ihre Preise bei der Umrechnung aufrunden könnten. "Es wird schwer", sagte die Lehrerin Ivana Toncic aus Zagreb. "Preise, die bereits hoch sind, werden noch höher."

Der Direktor der kroatischen Nationalbank hob in einem symbolischen Schritt am Sonntag von einem Geldautomaten im Stadtzentrum Zagrebs Euro ab. In den vergangenen Tagen hatten Kunden in Banken und an Geldautomaten Schlange gestanden, um Geld abzuheben. Sie fürchteten Zahlungsprobleme zu Beginn der Umstellungszeit. 

Den Bürgern dürfte die Umstellung auf den Euro aber nicht schwer fallen, denn schon bisher wurden viele Geschäfte in Kroatien in der europäischen Einheitswährung abgewickelt. Kroatien gehört seit 2013 der Europäischen Union an und ist damit das jüngste EU-Mitglied.

Auch der französische Präsident Emmanuel Macron begrüßte in einer Videobotschaft am Sonntag die Einführung des Euros in Kroatien. Er sprach von einer "stabilen und soliden" Währung, die zur Widerstandsfähigkeit Europas angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beitrage. 

Kroatien werde Mitglied in einem "Elite-Club", sagte Marko Pavic, Angestellter eines Reisebüros. Der Euro sei bereits ein Wertmaßstab gewesen, "psychologisch ist das nichts Neues, während der Beitritt zum Schengenraum eine fantastische Nachricht für den Tourismus ist", sagte Pavic der Nachrichtenagentur AFP. 

Die Regierung in Zagreb erhofft sich von dem Beitritt zum Schengenraum einen positiven Effekt für den wichtigen Tourismussektor. Er macht 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. 

Lange Schlangen an den 73 Grenzübergängen mit Slowenien und Ungarn gehören damit künftig der Vergangenheit an. An Flughäfen hingegen wird sich das Vorgehen aufgrund technischer Probleme erst am 26. März ändern. 

Weiterhin strenge Einreisekontrollen wird es an der Ostgrenze des Landes geben, die Kroatien mit den Nicht-EU-Mitgliedern Bosnien, Montenegro and Serbien teilt. Kroatien befindet sich auf der sogenannten Westbalkanroute, die nicht nur Flüchtlinge und Migranten auf ihrem Weg in die EU nehmen, sondern auch Waffen-, Drogen- und Menschenschmuggel.

bfi/gt