Der Ärzteverband Virchowbund (Wikipedia) hat alle Arztpraxen zur Einführung einer Vier-Tage-Woche aufgerufen. Mittwochs sollten diese generell auf eine ambulante Versorgung von Patienten verzichten und den Tag stattdessen "zur Bewältigung der Bürokratie und zur Fortbildung" nutzen, teilte der Berufsverband am Mittwoch in Berlin mit. Scharfe Kritik an der Ankündigung kam von den gesetzlichen Krankenkassen.
Der Virchowbund begründete den Vorschlag mit wirtschaftlichen Erwägungen. Arztpraxen stünden durch hohe Energiepreissteigerungen und Inflation "unter enormem Kostendruck", müssten auf der anderen Seite aber zugleich gegen "ein budgetiertes Finanzierungssystem und die Streichung von Geldern" kämpfen.
Der Bundesvorsitzende des Virchowbunds, Dirk Heinrich, erklärte: "Für uns ist deshalb klar: Leistungen, die nicht bezahlt werden, können auch nicht erbracht werden - deshalb müssen wir unsere Leistungen einschränken."
Der Verband, der niedergelassene Haus- und Fachärztinnen und -ärzte vertritt, bezeichnete den Vorstoß zugleich als ein "Zeichen gegen die immer stärker ausufernde Bürokratie in den Arztpraxen und als Mittel gegen den Fachkräftemangel". Eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich etwa mache die Tätigkeit in Praxen für medizinische Fachangestellte attraktiver. Gleiches gelte aus Gründen der Familienfreundlichkeit auch für junge Ärztinnen und Ärzte, hieß es.
Der Sprecher des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Florian Lanz wies dagegen darauf hin, dass niedergelassene Ärztinnen und Ärzte allein 2023 mehr als eine Milliarde Euro an zusätzlichem Honorar erhalten würden. "Das Honorar wird Jahr für Jahr mehr und nicht weniger, wie gelegentlich behauptet wird", sagte Lanz der Nachrichtenagentur AFP. "Ich frage mich ernsthaft, wie der Virchowbund bei einem durchschnittlichen Reinertrag pro Praxisinhaber von deutlich über 215.000 Euro dazu aufrufen kann, die Leistungen für die Patientinnen und Patienten einzuschränken", kritisierte er die Ankündigung einer Vier-Tage-Woche.
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