Bereits auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs beendete sie im Alter von erst 25 Jahren ihre sportliche Karriere: Die durch den Gewinn zweier Goldmedaillen bei den Olympischen Winterspielen 1976 berühmt gewordene deutsche Skilegende Rosi Mittermaier ist tot. Sie starb mit 72 Jahren in Garmisch-Partenkirchen nach schwerer Krankheit, wie ihre Familie dem Sport-Informationsdienst (SID) am Donnerstag mitteilte. Mittermaier sei "im Kreise der Familie friedlich eingeschlafen".
Die aus Bayern stammende ehemalige Spitzenathletin stieg ab Ende der 60er Jahren als Jugendliche in die Weltspitze auf und krönte ihre Laufbahn als "Gold-Rosi" 1976 bei den Olympischen Spielen im österreichischen Innsbruck. Dort gewann sie in der Abfahrt und im Slalom, dazu kam noch ein zweiter Platz im Riesenslalom. In jenem Winter gewann sie unter anderem auch den Skigesamtweltcup, trat zum Saisonende allerdings als Sportlerin zurück.
Neben ihrem Mann Christian Neureuther hinterlässt sie ihre beiden Kinder Ameli und Felix Neureuther. Letzterer wurde selbst Skiprofi und gewann als Slalomspezialist mehrere Weltmeisterschaftsmedaillen. Er beendete seine Karriere 2019 im Alter von 34 Jahren und arbeitet seither als Sportexperte beim Fernsehen.
Mittermaier wurde am 5. August 1950 in München geboren und wuchs mit ihren zwei Schwestern auf der Winklmoosalm oberhalb von Reit am Winkl auf, wo ihre Eltern eine Skischule und eine Gaststätte betrieben. Sie machte zunächst eine Ausbildung und arbeitete im elterlichen Betrieb, trieb aber zugleich nebenbei sehr intensiv ihre sportliche Karriere als Skirennfahrerin voran.
In der Saison 1966/1967 wurde Mittermaier erstmals deutsche Meisterin in der Kombination, zugleich debütierte sie damals auch auf internationaler Ebene. Auch ihre Schwestern Heidi und Evi waren erfolgreiche Skirennfahrerinnen, die ebenfalls an Olympischen Spielen sowie Weltmeisterschaften teilnahmen.
Nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn als Sportlerin gründete Mittermaier mit ihrem Mann, der ebenfalls ein bekannter Skifahrer war, ein Unternehmen für Skibekleidung. Darüber hinaus arbeitete sie als Fernsehkommentatorin, versuchte sich als Popsängerin, schrieb Bücher war Mitglied im Nationalen Olympischen Komitee und dessen Nachfolger, dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Zudem verdiente sie aufgrund ihres Prominentenstatus auch Geld durch Werbung.
Mittermaier engagierte sich zudem vielfach sozial, etwa als Schirmherrin der Deutschen Kinderrheumastiftung. Sie selbst galt trotz ihrer frühen Erfolge als bescheiden und bodenständig. Ihr Sohn Felix berichtete in Interviews früher unter anderem, dass er als Kind nichts von den großen Erfolgen seiner Mutter gewusst habe. Er habe sie einmal durch Zufall in einem Bildband über die Olympischen Winterspiele 1976 entdeckt und erst dadurch davon erfahren.
Die bayrische Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) würdige Mittermaier als "Ausnahmeskirennfahrerin", die sich auch nach dem Ende ihrer Sportkarriere als "Ausnahmepersönlichkeit und Sympathieträgerin" sowohl gesellschaftlich als auch sportlich immer engagiert habe. "Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie", erklärte Aigner am Donnerstag. Der bayerische Landtag trauere.
DOSB-Präsident Thomas Weikert nannte den Tod Mittermaiers eine "sehr traurige Nachricht". Er danke ihr für die "Begeisterung", die sie bei so vielen Menschen ausgelöst habe, erklärte er.
Der gut mit Mittermaiers Familie befreundete ehemalige Skiprofi Markus Wasmeier bezeichnete die Verstorbene als "einzigartig". Sie hinterlasse eine "riesige Lücke". "Wir haben einen fantastischen Menschen verloren - Rosi hatte ein Herz so groß wie ein Bus, sie war immer für jeden da", sagte der Doppelolympiasieger von 1994 dem SID. "So einen Menschen findet man nicht wieder."
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