Die Europäische Zentralbank (EZB) (Wikipedia) rechnet vor dem Hintergrund der hohen Inflation mit kräftig steigenden Löhnen in diesem Jahr in den Ländern der Eurozone. Der Zuwachs werde in den kommenden Quartalen "sehr stark" sein verglichen mit vergangenen Zeiträumen, schrieb die EZB in einem am Montag veröffentlichten Beitrag. Sie geht von "Nachholeffekten" aus.
Stabile Arbeitsmärkte, Erhöhungen nationaler Mindestlöhne und Gewerkschaften, die deutliche Erhöhungen fordern, würden zusätzlichen Druck aufbauen, erwartet die EZB. Die Inflation in der Eurozone war anderthalb Jahre lang stetig angestiegen, bevor sie sich im November vergangenen Jahres abschwächte und im Dezember schließlich wieder unter die symbolische Marke von zehn Prozent fiel.
Die Reallöhne lägen derzeit deutlich unter dem Niveau der Zeit vor der Corona-Krise, gab die EZB zu bedenken. Es sei damit zu rechnen, dass Gewerkschaften nun vor allem in Sektoren mit niedrigen Löhnen deutlich Druck machen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Deutschland etwa forderte zuletzt 15 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten der Post und einen Anstieg von 10,5 Prozent für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes.
Im Dezember hatte die EZB einen Anstieg der Löhne um 5,2 Prozent für dieses Jahr prognostiziert - eine neue konkrete Zahl nannte sie nun nicht. Im Jahr 2022 waren die Gehälter in den Ländern mit der Gemeinschaftswährung um 4,5 Prozent gestiegen.
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