Die italienische Film-Diva Gina Lollobrigida ist tot. Die Schauspielerin starb im Alter von 95 Jahren, wie der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano am Montag auf Twitter mitteilte. "Lebewohl an eine Diva der Leinwand, Protagonistin von mehr als einem halben Jahrhundert italienischer Kino-Geschichte. Ihr Charme wird für immer bleiben", würdigte der Minister die Verstorbene.
Lollobrigida (Wikipedia) war eine der Ikonen von Hollywoods goldenem Zeitalter. Ihren Hollywood-Durchbruch hatte sie 1953 mit dem Abenteuerfilm "Schach dem Teufel" mit Humphrey Bogart, berühmt ist sie zudem für ihre Darstellung der Esmeralda in "Der Glöckner von Notre Dame" an der Seite von Anthony Quinn. Im Laufe ihrer Karriere stand sie mit zahlreichen weiteren Hollywood-Größen wie Burt Lancaster, Errol Flynn und Rock Hudson vor der Kamera.
In den 50er und 60er Jahren galt "La Lollo", wie ihre Fans sie nannten, als schönste Frau der Welt. Abseits der Leinwand war die kurvenreiche Schauspielerin bekannt für ihre zahlreichen Affären. Bogart sagte einmal über ihre sinnliche Schönheit, neben ihr wirke "Marilyn Monroe wie (der Kinderstar) Shirley Temple".
Eine der Ikonen von Hollywoods goldenem Zeitalter zu werden, hatte der Lebensplan von Luigina "Gina" Lollobrigida eigentlich nie vorgesehen. Die Italienerin, die am 4. Juli 1927 in dem Bergdorf Subiaco 50 Kilometer östlich von Rom zur Welt kam, begann nach einer Kindheit in bescheidenen Verhältnissen ein Studium der Bildhauerei in Rom.
Um sich über Wasser zu halten, arbeitete Lollobrigida als Sängerin und Model - und machte dabei Filmproduzenten, darunter den US-Tycoon Howard Hughes, auf sich aufmerksam. Er brachte sie schließlich nach Hollywood.
Der Zeitschrift "Vanity Fair" erzählte Lollobrigida 2015, wie sie mit ihrem ersten Rollenangebot Ende der 40er Jahre umging. Zuerst habe sie abgelehnt, aber die Produzenten hätten nicht locker gelassen. "Also habe ich ihnen gesagt, dass mein Preis bei einer Million Lire liegt - und dachte, das würde der Sache ein Ende bereiten. Aber sie sagten ja." Insgesamt drehte die Italienerin mehr als 60 Filme. In ihrer Heimat wurde sie siebenmal mit dem David ausgezeichnet, dem italienischen Äquivalent des Oscars.
Auch ihr Privatleben war filmreif. "Ich hatte viele Liebhaber, und ich habe immer noch Romanzen", wurde Lollobrigida im Jahr 2000 von britischen Zeitungen zitiert. "Ich bin sehr verrucht."
Von 1949 bis 1971 war Lollobrigida mit dem jugoslawischen Arzt Milko Skofic verheiratet, 1957 bekam das Paar einen Sohn. 2006 kündigte sie im Alter von 79 Jahren an, ihren 34 Jahre jüngeren Freund Javier Rigau Rafols heiraten zu wollen, doch ein Jahr später trennte sich das Paar. Lollobrigida beschuldigte Rigau Rafols später, er habe sie durch Tricks dazu gebracht, Dokumente zu unterzeichnen, mit denen er sie in Abwesenheit in Spanien heiraten konnte. Die Ehe wurde 2019 vom Vatikan annulliert.
In den 70er Jahren wandte sich Lollobrigida von der Schauspielerei ab und sehr erfolgreich dem Fotojournalismus zu. Lollobrigida drehte einen viel beachteten Dokumentarfilm über den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro für das italienische Fernsehen, zudem machte sie sich als Bildhauerin einen Namen.
Sporadisch kehrte sie später wieder zur Schauspielerei zurück, darunter für die US-Serie "Falcon Crest" und italienische Fernsehproduktionen in den 80er Jahren. 1996 kandidierte sie für das EU-Parlament, allerdings erfolglos. 2022 versuchte sie erneut den Gang in die Politik, doch auch die Kandidatur für das italienische Parlament verlief im Sande.
Lollobrigidas Reichtum sorgte für Zwietracht. 2021 bestätigte Italiens Oberstes Gericht ein Urteil, wonach ein Vormund über ihr Vermögen wachen sollte. Lollobrigida sah darin ein Komplott ihres Sohnes; den Kontakt zu ihm und zu ihrem Enkel brach sie ab. Beobachter befürchteten hingegen, dass sich die Diva von ihrem Assistenten Andrea Piazolla hatte den Kopf verdrehen lassen. In einer Fernsehsendung sagte sie, Piazolla sei für sie wie ein Sohn und "mein großes Glück".
Den Mann fürs Leben hat Lollobrigida nie gefunden, wie sie 2015 "Vanity Fair" sagte. "Hatte ich den Richtigen gefunden, lief er vor mir weg", sagte sie. "Ich bin zu stark, zu beliebt."
gt/ans AFP