Das Land Niedersachsen verfügt mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) über zwei international anerkannte Hochschulkliniken. Um den Investitionsstau im Bereich der Krankenversorgung an beiden Universitätsmedizin-Standorten zu beheben, hat das Land ein Sondervermögen mit einem Volumen von 2,1 Milliarden Euro errichtet. Es handelt sich damit um das derzeit größte Bauprojekt in Niedersachsen und um eins der wohl ambitioniertesten Bauprojekte in der Geschichte Niedersachsens.
Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs hat am Mittwoch den Ausschuss für Haushalt und Finanzen des Landtags darüber informiert, dass beide Neubaumaßnahmen erfolgreich voranschreiten. Der Haushaltsausschuss gab anschließend grünes Licht für das nun vorgelegte grundlegende Konzept für den MHH-Neubau. Damit ist der Weg für die Planung der ersten Baustufe geebnet. Den Ausschuss für Wissenschaft und Kultur hatte der Minister bereits am Montag dieser Woche informiert.
An beiden Standorten sind wesentliche Fortschritte bei den jeweiligen Neubauvorhaben gemacht worden. So konnten die Mitglieder des Ausschusses für Haushalt und Finanzen die sogenannte Bauliche Entwicklungsplanung (BEP) bei der MHH zur Kenntnis nehmen. Bei dieser baulichen Entwicklungsplanung handelt es sich um das entscheidende, grundlegende Konzept für den Neubau der Krankenversorgung. Darin wird dargestellt, welche Kliniken wann in welcher Baustufe in den Neubau einziehen können. Im Rahmen des für die MHH zur Verfügung stehenden Sondervermögens in Höhe von 1,05 Milliarden Euro wurde zudem ermittelt, wie viel Quadratmeter Nutzfläche gebaut werden können.
Die Planungen haben eine Baustufe definiert, die die drei Organ- und Behandlungseinheiten Notfall & Trauma, Herz & Lunge sowie den ersten Teil Kopf & Nerven (somatischer Teil, nicht aber Psychiatrie und Psychosomatik) beinhaltet. Diese erste Baustufe verfügt über insgesamt 562 Betten inklusive 120 Intensiv- und Intermediate-Care-Betten sowie 24 Operationssäle. Der Grobflächenbedarf erreicht mit rund 52.000 Quadratmeter Nutzungsfläche ein gutes Drittel der gesamten Krankenversorgung. Zusätzlich sind ein neues Parkhaus und Kosten für Nachhaltigkeit und Digitalisierung berücksichtigt.
Für die Konkretisierung des betriebsorganisatorischen und funktionalen Bedarfs der ersten Baustufe als Grundlage für die dann folgende Bauplanung stellt das Land der mit der Umsetzung beauftragten Baugesellschaft HBG nun weitere Mittel zur Verfügung. In einem Betriebssicherungskonzept für die Bestandsgebäude auf dem Bestands-Campus hat die Hochschule zudem untersucht, welche Gebäude durch die Umzüge der Kliniken in den Neubau frei werden. Sie können gegebenenfalls anderen Nutzerinnen und Nutzer zur Verfügung stehen, deren Räume in schlechterem Zustand sind.
Seit Beginn des Jahres hat die MHH zudem eigenverantwortlich die Bauherrenverantwortung für alle Baumaßnahmen auf dem Campus übernommen - außer dem Neubau für die Krankenversorgung am Stadtfelddamm. Bislang war das Niedersächsische Landesamt für Bau und Liegenschaften zuständig für die Planung, Ausschreibung, Baubegleitung, Kontrolle, Rechnungsprüfung, Zahlungsfreigabe und Überwachung des Projektbudgets. Mit dem neuen Konstrukt werden die Prozesse vereinfacht und die Umsetzungen der Maßnahmen beschleunigt.
Bei der UMG geht die Vorplanung der Baustufe 1 weiter zügig voran und wird im zweiten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein. Dieses Gebäude beinhaltet auf einer Fläche von ca. 45.000 Quadratmeter Nutzungsfläche das operative Zentrum mit der zentralen Notaufnahme, den Zentral-OP mit 25 Sälen, sowie das Herz-, Neuro- und Notfallzentrum mit 624 Betten, davon 204 Intensiv- und Intermediate Care Betten.
Die Baustufe 2 der UMG befindet sich bereits in der Bedarfsermittlung. In dieser zweiten Baustufe mit rund 17.000 Quadratmeter Nutzungsfläche sind das Eltern-Kind-Zentrum und das Operative Kinderzentrum mit insgesamt 168 Betten und zwölf OP-Sälen untergebracht. Aufgrund der bereits angelaufenen Vorarbeiten kann an der UMG bereits in diesem Sommer mit der Ausschreibung der Planungsleistungen begonnen werden. Somit wird diese Baustufe nur rund zwei Jahre nach der ersten Baustufe in die Umsetzung gehen können.
Falko Mohrs, niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur: „Durch den Beschluss zur Fortschreibung des Maßnahmenfinanzierungsplans für die Bedarfsermittlung der ersten Baustufe der MHH wird eine wichtige Grundlage geschaffen, um mit den Planungen der MHH zügig voranzuschreiten. Als Land wollen wir mit den beiden Großprojekten an MHH und UMG nicht nur die Versorgungsqualität für die Patientinnen und Patienten in Niedersachsen weiter erhöhen und sicherstellen, sondern auch eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung von hoch technologisierten und zukunftweisenden öffentlichen Hochbaumaßnahmen einnehmen. Unsere beiden Universitätskliniken gehören zu den besten in Deutschland. In Lehre und Forschung gehören sie zur deutschen Spitzengruppe und müssen auch in der Zukunft dort sein, auch hierfür spielt der Neubau eine wichtige Rolle. Mein ausdrücklicher Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen in den Fachausschüssen im Landtag, die dieses wichtige Vorhaben unterstützen und mittragen."
Prof. Dr. Michael Manns, Präsident der MHH: „Ich sehe in dem Neubau für die Krankenversorgung zusammen mit der Umsetzung des Betriebssicherungskonzepts für den Bestand für Forschung und Lehre die einmalige Chance, einen Hannover Health Science Campus zu schaffen für die Medizin von morgen in Niedersachsen, Deutschland und Europa. Mit der Baulichen Entwicklungsplanung wissen wir nun, welche Flächen wir für die Krankenversorgung brauchen. Jetzt kann die Baugesellschaft in die eigentliche Bauplanung für den Neubau der Krankenversorgung einsteigen. Mit der Übernahme der Bauherrenverantwortung beschleunigen wir Renovierungs- oder Neubaumaßnahmen auf unserem Campus enorm, was für die Weiterentwicklung von Forschung und Lehre essenziell ist."
Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG: „Seit Einrichtung der Baugesellschaft UMG haben Vorarbeiten und Planungen für den Klinikneubau der Baustufe 1 an der UMG Fahrt aufgenommen. Sie liegen voll im Zeitplan und berücksichtigen dabei von Anfang an elementare Fragen wie klimafreundliches Bauen, Digitalisierungskonzepte und mögliche wirtschaftliche Risikofaktoren. Zudem haben schon jetzt gemeinsam mit der Baugesellschaft UMG die Planungsarbeiten für den Bauabschnitt 2, das neue Eltern-Kind-Zentrum, begonnen. Hier wird im Sommer dieses Jahres die Bedarfsermittlung gemeinsam mit den klinischen Nutzern abgeschlossen sein, so dass die UMG noch in diesem Jahr in die Umsetzung gehen kann. Damit gewinnen wir enorm Zeit für die so dringend notwendige Modernisierung der klinischen Versorgung in der Region Südniedersachsen auf höchstem Niveau universitärer Spitzenmedizin."
Burkhard Landré, Geschäftsführer der Dachgesellschaft Bauvorhaben Hochschulmedizin Niedersachsen (DBHN): „Mit der vom Land geschaffenen Organisationsstruktur geht eine besondere Transparenz über die aktuellen Projektstände einher. Nur so entstehen schnelle Entscheidungswege und wirkungsvolle Steuerungsmöglichkeiten der Projektbeteiligten und des Landes, um die Bauvorhaben erfolgreich voranzubringen."
Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur