Die USA stufen die im Ukraine-Krieg aktive russische Söldnergruppe Wagner offiziell als "transnationale kriminelle Organisation" ein. Die Gruppe begehe großflächig "Gräueltaten und Menschenrechtsverletzungen", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby, am Freitag in Washington. Wagner zur transnationalen kriminellen Organisation zu erklären, ermögliche zusätzliche Sanktionen gegen die Söldnergruppe.
Die vom Unternehmer Jewgeni Prigoschin, einem langjährigen Vertrauten des russischen Staatschefs Wladimir Putin, geführte Gruppe ist nach Kirbys Angaben mit rund 50.000 Kämpfern in der Ukraine im Einsatz. Davon seien 40.000 aus Gefängnissen rekrutiert worden.
Wagner erhalte zudem im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine Raketen aus Nordkorea, sagte Kirby. Er zeigte Aufnahmen von Mitte November, die den Transport der Rüstungsgüter von Nordkorea nach Russland belegen sollen.
Ein Zug sei am 18. November von Russland aus nach Nordkorea gefahren, dort am folgenden Tag mit Containern beladen worden und dann nach Russland zurückgekehrt, sagte Kirby. "Während wir davon ausgehen, dass die Menge des an Wagner gelieferten Materials nicht die Schlachtfeld-Dynamik in der Ukraine verändert hat, erwarten wir, dass es (Wagner) weiterhin nordkoreanische Waffensysteme erhalten wird."
Söldner der paramilitärischen Gruppe Wagner sind seit Jahren in vielen Konfliktregionen im Einsatz, auch in Syrien und in afrikanischen Ländern. Prigoschin hatte im vergangenen September öffentlich erklärt, die lange geheim agierende Gruppe 2014 gegründet zu haben. Im Oktober eröffnete sie in St. Petersburg ein offizielles Hauptquartier.
Kirby sagte nun, im Ukraine-Krieg werde Wagner zunehmend zu einem "Rivalen" der formalen russischen Streitkräfte. "Prigoschin versucht, seine eigenen Interessen in der Ukraine voranzubringen, und Wagner trifft militärische Entscheidungen weitgehend auf Grundlage dessen, was sie Prigoschin in Form von positiver Werbung bringen."
Prigoschin kritisiert regelmäßig die mangelhafte Führung der russischen Armee, die bei ihrer Offensive in der Ukraine in den vergangenen Monaten große Rückschläge erlitten hat. Am Montag bestritt der Kreml jegliche Spannungen zwischen der russischen Armee und der Wagner-Gruppe.
"Dieser Konflikt existiert nur im Nachrichtenraum", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Russland erkenne seine "Helden, die in den Streitkräften dienen" sowie diejenigen, "die von der paramilitärischen Gruppe Wagner stammen" an. "Alle kämpfen für ihr Vaterland."
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