Das Bundesverteidigungsministerium will sich nicht zu einem Bericht des "Spiegel" äußern, wonach bereits seit Monaten eine detaillierte Liste der Bestände an Leopard-Kampfpanzern vorliegt. "Die Berichterstattung kommentieren wir nicht", sagte eine Ministeriumssprecherin am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Sie verwies zugleich auf Äußerungen von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in einem Interview mit der "Bild am Sonntag".
Pistorius hatte am Freitag bei einer internationalen Konferenz auf dem US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz gesagt, er habe die Prüfung der Bestände von Leopard-Kampfpanzern für eine eventuelle Lieferung in die Ukraine veranlasst. Er habe seinem Ministerium am Morgen diesen Auftrag erteilt, der verschiedene Typen des Panzers bei den Streitkräften und in der Industrie umfasse.
Der "Bild am Sonntag" sagte Pistorius zudem, um "auf mögliche Entscheidungen bestens vorbereitet zu sein", habe er das Ministerium angewiesen, "alles so weit zu prüfen, dass wir im Fall der Fälle nicht unnötig Zeit verlieren". Über die möglichen Lieferungen an Kiew sei Deutschland "mit unseren internationalen Partnern, allen voran mit den USA, in einem sehr engen Dialog".
Der "Spiegel" hatte am Samstag berichtet, dass es im Verteidigungsministerium bereits seit dem Frühsommer 2022 eine detaillierte Liste mit verschiedenen Leopard-Modellen gebe, die bei der Bundeswehr verfügbar seien und für eine Lieferung an die Ukraine infrage kämen.
Die Tabelle sei als Verschlusssache eingestuft.
Laut der dem "Spiegel" vorliegenden Liste verfügt die Bundeswehr insgesamt über 312 verschiedene Leopard-2-Panzer verschiedener Baureihen. Davon seien imMai vergangenen Jahres allerdings 99 für Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten bei der Rüstungsindustrie gewesen, einer bereits in der Aussonderung.
In der Liste seien daher unter der Überschrift "Bestand Truppe" 212 Leopard-2-Modelle (Wikipedia) aufgeführt. Unter diesen seien die verschiedenen Modelle 2A5, 2A6, 2A7 und 2A7V aufgelistet - 2A7V ist demnach die modernste Ausführung des Waffensystems.
Zum Stichtag 22. Mai habe die Truppe über 53 Exemplare dieser Leopard-Variante verfügt.
Aus der Liste gehe auch hervor, welche Modelle sich für eine Lieferung in die Ukraine eignen würden, berichtete der "Spiegel" unter Berufung auf Bundeswehr-Insider weiter. Demnach sei denkbar, dass die Bundeswehr die 19 Leopard 2A5-Modelle abgeben könne, da sie nur zu Übungen eingesetzt würden.
Die ukrainische Führung fordert seit Langem Kampfpanzer westlicher Bauart zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg. Mehrere Länder haben die Bereitschaft geäußert, Leopard-Panzer zu liefern - da diese aus Deutschland stammen, müsste die Bundesregierung ihr Einverständnis geben. Zuletzt wuchs zudem der Druck auf die Bundesregierung, auch selbst Leopard-Panzer für Kiew bereitzustellen.
cne/bro © Agence France-Presse