Westfalen - (lwl) -
Wenn in Südwestfalen von einem "Kitzken" gesprochen wird, dann ist kein
junges Reh gemeint. "Kitzken" wird vor allem im südwestfälischen Platt
häufig anstelle von "bittken" verwendet und meint ein bisschen. Woher
das Wort des Monats Januar kommt, wissen die
Sprachwissenschaftler:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
(LWL).
"'Diu mast en kitzken no rechts goon', sagt man beispielsweise im Platt
der Soester Börde. Das heißt: 'Du musst ein bisschen nach rechts
gehen'", erklärt Markus Denkler, Geschäftsführer der Kommission für
Mundart- und Namenforschung beim LWL. Auch die Form "Kitze" ohne
Verkleinerungsendung werde gebraucht: "Ick bläif keine Kitze länger"
("Ich bleibe kein bisschen länger").
Im Rheinland ist dieses Wort ebenfalls verbreitet, zumeist in der Form
"kitzchen". "Es geht zurück auf 'Keid / Kied', ein altes Wort, das nur
in den Dialekten erhalten ist und 'Setzling' oder 'Korn' bedeutet", so
Denkler. "Dass in der weiteren Entwicklung aus 'Kiedken' dann 'Kitzken'
geworden ist, verwundert nicht. Denn die Lautfolge 'itz' kommt in vielen
Wörtern vor, die mit Kleinigkeiten zu tun haben, wie etwa 'klitzeklein'
oder 'Fitzel'".
LWL
"Kitzken" meint nicht das junge Reh, das die Frau hier
wahrscheinlich in den 1950er oder 1960er Jahren in Münster-Nienberge auf
dem Arm hält. Sie freut sich aber darüber, dass das Kitz ein "kitzken"
(ein bisschen) Milch trinkt.
Foto: LWL/Alltagskulturarchiv/Risse