Beim Hamburger Traditionsverlag Gruner + Jahr fallen 700 Stellen weg.
Die Muttergesellschaft RTL Deutschland, die wiederum zum Bertelsmann-Konzern gehört, erklärte am Dienstag, sie wolle sich künftig mehr auf die "Kernmarken" ihres Verlagsgeschäfts fokussieren. "Alle weiteren Titel und Ableger werden verkauft oder eingestellt."
"Im Zuge der Neuaufstellung werden die Kosten in allen Bereichen gesenkt", erklärte RTL. "Dabei werden rund 500 Stellen am Standort Hamburg abgebaut". 200 weitere Stellen gehen demnach durch Verkauf auf neue Eigner über.
Zu den Kernmarken zählen laut RTL zum einen die Magazine "Stern", "GEO", "Capital" und "Stern Crime". Die Zeitschriften und ihre Digitalversionen würden "aufgrund der großen Synergien mit den RTL-TV-Redaktionen" künftig der Tochterfirma RTL News zugeordnet und zudem "massiv ausgebaut".
Bei Gruner + Jahr Deutschland verbleiben demnach lediglich die weiteren Kernmarken "Brigitte", "Gala", "Schöner Wohnen", "Häuser", "Couch", "GEOlino", "GEOlino mini" sowie die Online-Portale Eltern.de und Chefkoch.de.
Bei den Beteiligungen an der Deutschen Medien-Manufaktur (DMM) und dem Magazin "11 Freunde" werden Verkäufe erwogen.
"Wir haben entschieden, uns auf die Kernmarken zu konzentrieren und sie mit Investitionen von etwa 80 Millionen Euro bis 2025 weiterzuentwickeln", erklärte Bertelsmann-Geschäftsführer Thomas Rabe (Wikipedia). Das Geld entfalle "insbesondere auf digitale Bezahlinhalte sowie digitale Dienstleistungen", vor allem beim "Stern" (30 Millionen Euro). Weitere 30 Millionen Euro verteilen sich auf die übrigen Kernmarken. Die restlichen 20 Millionen Euro seien für "neue Räumlichkeiten" vorgesehen.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi (Seite) kritisierte die Ankündigung als "Zerschlagung" von Gruner + Jahr. Der Bertelsmann-Konzern sei unfähig, "ein profitables und europaweit beachtetes Zeitschriftenhaus in die digitale Transformation zu führen". Darunter leide nun vor allem die Belegschaft. "Wegen der verbreiteten Teilzeit im Verlag" sei von deutlich mehr von Kündigungen betroffenen Menschen auszugehen.
"Verdi wird sich mit den Beschäftigten gegen diese Entwicklung wehren und regt an, in Hamburg nach Alternativen für dieses vom Bertelsmann-Konzern angerichtete Desaster zu suchen", erklärte die Gewerkschaft.
pe/ilo © Agence France-Presse