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Mond wie "ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch"

Gerst erwartet von künftigen bemannten Mondmissionen völlig neue Erkenntnisse

Der deutsche Astronaut Alexander Gest erwartet von künftigen bemannten Mondmissionen überraschende neue wissenschaftliche Erkenntnisse. "Wir werden auf dem Mond Dinge entdecken, die wir uns bislang noch gar nicht vorstellen können", sagte der 46-Jährige am Donnerstag in Bremen bei einem Besuch der Fertigung der European Service Moduls (ESM) für das Nasa-Mondprogramm Artemis. Diese werden in der Hansestadt von dem Unternehmen Airbus gebaut.

Der Mond sei ein idealer Forschungsstandort und wie ein "aufgeschlagenes Geschichtsbuch", fügte Gerst an. Dort ließen sich Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte der Erde ebenso gewinnen wie über die Bedrohung durch Meteoriteneinschläge. So fänden sich auf dem Erdtrabanten noch Krater, die auf der Erde schon verschwunden seien. Das könne etwas über die Wahrscheinlichkeit von künftigen Einschlägen auf der Erde verraten.

Das Artemis-Programm soll erstmals seit den frühen 70er Jahren wieder Astronauten auf den Mond bringen. Die US-Weltraumbehörde Nasa organisiert es unter maßgeblicher Beteiligung der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. So teilten beide die Konstruktion des für die Artemis-Missionen eingesetzten Raumschiffs unter sich auf. Die Nasa baut die Raumkapsel Orion, in der die Astronauten reisen sollen. Die von ESA und Airbus entwickelten ESM beherbergen unter anderem den Antrieb sowie die Lebenserhaltungssysteme.

Im Rahmen der Kooperation erhält auch die ESA das Recht, Astronauten für künftige Mondmissionen zu stellen. Bis es soweit ist, wird es aber noch einige Jahre dauern. Zunächst laufen vorbereitende Artemis-Missionen, ohne dass Menschen auf dem Mond landen. Ende vergangenen Jahres wurde zunächst die Testmission Artemis 1 absolviert, bei der ein unbemanntes Orion-Raumschiff den Mond umkreiste. Dabei sollten die technischen Systeme getestet werden.

Als nächstes soll bei Artemis 2 eine Orion-Kapsel mit vier Astronauten den Mond umkreisen. Die erste Mondlandung soll frühestens 2025 mit der Artemis-3-Mission erfolgen. Ziel des Programms ist letztlich die Errichtung einer dauerhafte Präsenz auf dem Erdbegleiter. Die bislang letzte Mondlandung von Menschen erfolgte 1972 während des legendären Apollo-Programms der Nasa.

Gerst gehört seit 2009 zum Astronautenkorps der ESA. Er absolvierte 2014 und 2018 zwei mehrmonatige Aufenthalte auf der Internationalen Raumstation ISS . Vor ihm waren nur zehn weitere Deutsche überhaupt im All.

bro/cfm


© Agence France-Presse