Viele internationale Konzerne rühmen sich ihrer klimafreundlichen Unternehmenspolitik - tatsächlich sind ihre Versprechen aber oft wenig glaubwürdig und transparent, wie eine Studie von Klimaschützern belegt. Insbesondere Pläne zur Kompensation des CO2-Ausstoßes seien oft unrealistisch. Unter anderem die Strategien von Mercedes-Benz und Volkswagen seien "unglaubwürdig", heißt es in der am Montag veröffentlichten Studie der Organisationen NewClimate Institute und Carbon Market Watch.
"Die meisten Klimastrategien enthalten unklare Verpflichtungen, unglaubwürdige Kompensationspläne und Lücken mit Blick auf die Reduzierung der Emissionen", heißt es in dem Bericht. Die Studie befasste sich mit der Klimapolitik von 24 international aktiven Konzernen. In 15 Fällen seien die Pläne wenig oder sehr wenig überzeugend - etwa beim Internet-Konzern Amazon, bei der Deutschen Post DHL und beim Lebensmittel-Konzern Nestlé.
Die französische Supermarktkette Carrefour, die besonders schlecht abschneidet, habe in ihrer Strategie zum Beispiel 80 Prozent ihrer Filialen nicht einberechnet, kritisieren die Autoren. Ein Konzernsprecher wies die Kritik zurück, äußerte sich aber nicht zu der Frage, wie viele Filialen in die Klimastrategie einbezogen seien.
Fast alle Unternehmen setzen in ihren Klimaplänen auf die Kompensation ihrer CO2-Emissionen durch Investitionen in Aufforstung oder erneuerbare Energien. Diese seien aber schwer nachzuprüfen und beträfen oft auch nur einen Teil der Aktivitäten.
Die Deutsche Post DHL etwa erkläre, ihre Lieferfahrten seien "klimaneutral". Tatsächlich beträfen die Kompensationen aber nur ein Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes des Unternehmens, heißt es in der Studie.
"Die umfassende Auswertung der Klima-Versprechen großer Konzerne zeigt erneut, wie gerade die Automobil- und Mineralölkonzerne Greenwashing anstatt ehrlichem Klimaschutz betreiben", sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (Wikipedia). Seine Organisation fordere Justizminister Marco Buschmann (FDP) und Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) auf, sich auf EU-Ebene nachdrücklich für ein Verbot der Werbung mit falschen Klimaneutralitäts-Versprechen einzusetzen. (Seite der Deutschen Umwelthilfe)
Die Ziele der Unternehmen für das Jahr 2030 seien zudem "bei weitem nicht ehrgeizig genug und zudem schlecht zu überprüfen", heißt es in der Studie weiter. Im Schnitt könnten sie zu einer Reduktion des CO2-Ausstoßes von 15 bis 21 Prozent führen. Um das Ziel einer Erderwärmung um höchstens 1,5 Grad einzuhalten, wären aber bis zu 48 Prozent Einsparungen nötig.
kol/ilo AFP