Im Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi (Webpräsenz) hat die Deutsche Post (Wikipedia) mit einer stärkeren Fremdvergabe des Briefgeschäfts gedroht. "Wir haben als Post für Deutschland über viele Jahrzehnte ein Betriebsmodell aufgebaut, das ausschließlich mit eigenen Kräften operiert. Wenn Verdi das jetzt alles vor dem Hintergrund kurzfristiger maximaler Lohnsteigerungen in Frage stellt, werden wir unser Betriebsmodell überdenken müssen", sagte Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben).
Ogilvie zufolge würde sich dies auch auf die Arbeitsplätze auswirken. "Wenn wir nicht mehr ausreichend in neue Betriebsstandorte investieren können, stellt sich die Frage, ob wir diese Standorte weiter selber betreiben können und wollen, oder ob wir sie fremdvergeben."
Er sei überzeugt davon, dass die Deutsche Post keine Probleme haben werde, die nötigen Fachkräfte zu finden. "Da wir mit die höchsten Löhne in der Branche zahlen, sind wir durchaus im Vorteil." Auch qualitative Abstriche fürchtet Ogilvie in diesem Szenario nicht.
Zugleich betonte Ogilvie in den Funke-Zeitungen, keine weiteren Spielräume für ein Entgegenkommen im Tarifstreit zu sehen. Das bestehende Angebot sei das "Maximum dessen, was wir vertreten können, wenn wir auch morgen noch die Post für Deutschland sein wollen, wie wir sie heute kennen."
Auf Streiks sei das Unternehmen vorbereitet. "Wir haben Notfallpläne vorbereitet, damit die Beeinträchtigungen für die Kunden so gering wie möglich ausfallen", sagte Ogilvie. Es werde geprüft, ob in gewissen Bereichen eine Zusammenarbeit mit Drittkräften möglich sei - bisher sei die Fremdvergabe der Briefzustellung bis Ende Juni vertraglich ausgeschlossen. Auch bei der Lagerung von Briefen und Paketen in externen Hallen sei das Unternehmen "auf alle Eventualitäten vorbereitet".
Eine dritte Runde der Tarifverhandlungen zwischen Verdi und der Deutschen Post war vergangene Woche ergebnislos verlaufen.
Die Deutsche Post bot nach eigenen Angaben rückwirkend ab Januar eine steuerfreie Inflationsprämie von 3000 Euro für alle rund 160.000 Tarifbeschäftigten an, zudem ab 2024 in zwei Stufen eine Lohnsteigerung um 340 Euro pro Monat.
Verdi fordert 15 Prozent mehr Gehalt sowie eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen für jedes Ausbildungsjahr um 200 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von einem Jahr. Derzeit läuft eine von der Gewerkschaft angesetzte Urabstimmung über Streiks.
mhe AFP