Hoher Besuch mit großer symbolischer Bedeutung: US-Präsident Joe Biden ist kurz vor dem Jahrestag des russischen Angriffskriegs in die ukrainische Hauptstadt Kiew gereist. Er sicherte der Ukraine die "unerschütterliche" Unterstützung der USA zu und kündigte weitere Waffenlieferungen an. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte Bidens Besuch ein "äußerst wichtiges Zeichen der Unterstützung".
Der US-Präsident legte am Montag vor seinem geplanten Besuch in Polen einen Zwischenstopp in Kiew ein. Es war Bidens erster Besuch in der Ukraine seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar vergangenen Jahres und die erste Reise eines US-Präsidenten in das Land seit 2008.
Die Stippvisite unterlag strenger Geheimhaltung. Das Weiße Haus machte keine Angaben dazu, wie Biden in die ukrainische Hauptstadt gelangte. Andere Staats- und Regierungschefs waren in den vergangenen Monaten von Polen aus per Zug nach Kiew gereist.
Biden sagte der Ukraine neue Militärhilfen im Umfang von 500 Millionen Dollar zu. Washington will Kiew demnach Artillerie-Munition, Haubitzen, Javelin-Panzerabwehrraketen sowie Überwachungsradare zum Schutz der ukrainischen Bevölkerung gegen Luftangriffe liefern.
"Ich habe es für entscheidend erachtet, dass es keinerlei Zweifel an der Unterstützung der USA für die Ukraine in dem Krieg gibt", sagte Biden an der Seite Selenskyjs im Präsidentenpalast in Kiew. Der russische Präsident Wladimir Putin sei davon ausgegangen, dass "die Ukraine schwach und der Westen gespalten" sei. "Er hat sich schlichtweg geirrt", betonte Biden. "Putins Eroberungskrieg scheitert."
Selenskyj nannte den Besuch des US-Präsidenten ein "äußerst wichtiges Zeichen der Unterstützung". Bidens Visite und die zugesagten neuen Waffenlieferungen seien "ein unmissverständliches Signal", dass Russland "keine Chance" habe, den Krieg zu gewinnen.
Selenskyj erklärte, er habe mit Biden auch über die Lieferung von Artillerie-Munition mit einer Reichweite von mehr als 100 Kilometern und über die von seinen Streitkräften dringend benötigten Langstreckenwaffen gesprochen.
Während des Besuchs des US-Präsidenten war in der Stadt Luftalarm zu hören, wie AFP-Reporter berichteten. Die Sirenen ertönten, als die beiden Präsidenten eine Kirche in Kiew verließen. Biden und Selenskyj legten gemeinsam auch einen Blumenkranz an einem Denkmal für ukrainische Soldaten nieder, die während der russischen Invasion getötet wurden.
Biden besuchte anschließend auch die US-Botschaft und verließ Kiew am frühen Nachmittag. Für Dienstag hat er einen Besuch in Polen angekündigt. Auf seinem Programm in Warschau steht unter anderem ein Treffen mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda. Zudem will er eine Rede halten. Kreml-Chef Wladimir Putin hat für Dienstag ebenfalls eine Rede angekündigt, in der er sich zum Krieg in der Ukraine äußern will.
Biden wird am Mittwoch in Warschau nach Angaben des Weißen Hauses zudem die Staats- und Regierungschefs mehrerer mittel- und osteuropäischen Nato-Staaten treffen.
Die USA sind der wichtigste Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Russland. Washington hat dem angegriffenen Land seit Kriegsbeginn bereits Waffen und andere Rüstungsgüter im Wert von rund 30 Milliarden Dollar (knapp 28 Milliarden Euro) zugesagt.
bfi/cp
Emmanuel PEUCHOT / © Agence France-Presse