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43 Flüchtlinge sterben bei Bootsunglück

Wie die italienische Küstenwache mitteilte, konnten 80 der rund 120 Menschen an Bord des Bootes gerettet werden.

Bei einem Bootsunglück vor der italienischen Küste sind am Sonntag mindestens 43 Flüchtlinge ums Leben gekommen, unter ihnen auch ein erst wenige Monate altes Baby. Wie die italienische Küstenwache mitteilte, konnten 80 der rund 120 Menschen an Bord des Bootes gerettet werden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte nach dem Bootsunglück Fortschritte bei der Asylreform in der Europäischen Union.

Das überladene Boot brach am frühen Morgen vor der Küste nahe der Stadt Crotone in der süditalienischen Region Kalabrien bei heftigem Seegang auseinander, wie italienische Medien berichteten. Während die Küstenwache von rund 120 Menschen an Bord ausging, sprachen Rettungskräfte von mehr als 200 Menschen.

Bilder der italienischen Polizei zeigten Holztrümmer, die am Strand angeschwemmt wurden. Rettungskräfte sind darauf ebenso zu sehen wie Überlebende, die darauf warteten, in ein Flüchtlingszentrum gebracht zu werden.

"Dutzende von Menschen sind ertrunken, darunter auch Kinder. Viele Vermisste. Kalabrien ist in Trauer nach dieser schrecklichen Tragödie", sagte der Gouverneur der Region, Roberto Occhiuto. Nach Angaben von Italiens Präsident Sergio Mattarella kamen viele der Migranten aus Afghanistan und dem Iran.

Italiens rechtsgerichtete Ministerpräsidentin Georgia Meloni äußerte angesichts der Todesfälle ihren "tiefen Schmerz". Es sei "kriminell, ein kaum 20 Meter langes Boot mit 200 Menschen an Bord und einer schlechten Wettervorhersage in See stechen zu lassen".

Ihre Regierung setze sich dafür ein, Abfahrten und damit "diese Art von Tragödien zu verhindern". Meloni sagte, dies erfordere die "größtmögliche" Zusammenarbeit der Staaten, aus denen Flüchtlinge nach Italien kommen.

Erst vor wenigen Tagen hatte das italienische Parlament ein umstrittenes Gesetz der Regierung zum Umgang mit Flüchtlingen im Mittelmeer verabschiedet. Es zwingt Rettungsschiffe dazu, pro Einsatz nur eine Bergungsaktion auszuführen. Nach Einschätzung der Kritiker wird dies das Risiko von Todesfällen im Mittelmeer deutlich erhöhen.

Meloni hatte im Oktober die Amtsgeschäfte in Rom übernommen. Ihre rechtsgerichtete Regierung hatte im Wahlkampf angekündigt, die Ankünfte von Flüchtlingen in Italien zu stoppen.

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen schrieb im Onlinedienst Twitter von einer "Tragödie", die sie "zutiefst traurig" mache. Sie forderte stärkere Bemühungen für eine Reform des EU-Asylrechts. Papst Franziskus drückte seinen "Schmerz" aus. Er bete für die Flüchtlinge.

Italien ist wegen seiner geografischen Lage besonders häufig ein Ziel von Migranten, die von Nordafrika nach Europa gelangen wollen. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind seit Anfang des Jahres rund 14.000 Flüchtlinge in Italien angekommen. Im Vorjahreszeitraum waren es etwa 5300 gewesen. 

mhe/ju


Ljubomir MILASIN / © Agence France-Presse