Der Personalchef der Deutschen Bahn, Martin Seiler, hat vor Beginn der Tarifgespräche mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)(Wikipedia) am Dienstag betont, dass der Konzern Streiks vermeiden will und eine Lösung am Verhandlungstisch anstrebt. "Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden so wenig wie möglich belasten", sagte Seiler. Er appellierte an die Gewerkschaft, "die Zukunftsfähigkeit der Deutschen Bahn" im Blick zu behalten.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verlangt zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro mehr im Monat. Für Nachwuchskräfte soll es mindestens 325 Euro mehr pro Monat geben, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Die Gewerkschaft hatte ihre Forderung Anfang Februar vorgelegt und auf die enorm gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten verwiesen. Sie betonte, der Mindestbetrag sei wichtig, um vor allem die unteren Gehaltsklassen zu stärken. Tarifvorstand Kristian Loroch schloss Streiks bereits nach der ersten Verhandlungsrunde nicht aus.
Seiler erklärte nun, die Deutsche Bahn wolle in den Tarifverhandlungen die Leistungen ihrer Mitarbeitenden anerkennen, "ohne Zweifel". Die EVG habe aber ein "enormes Forderungspaket" mit 57 Einzelforderungen geschnürt. Der von der Gewerkschaft verlangte Mindestbetrag von 650 Euro monatlich würde "für 90 Prozent unserer Belegschaft zutreffen". Allein diese Lohnforderung seien "umgerechnet eigentlich 18 Prozent".
Dazu kämen große Strukturforderungen, quasi die komplette Überarbeitung unseres Tarifvertrages und weitere Einzelforderungen. "Die 57 Einzelforderungen haben ein Gesamtvolumen von rund 25 Prozent."
Die EVG verhandelt für rund 180.000 Beschäftigte bei der Deutschen Bahn. Im Herbst folgen die Tarifgespräche zwischen dem Konzern und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Insgesamt arbeiten rund 220.000 Menschen für die Bahn in Deutschland.
Die EVG verhandelt bundesweit in 50 Bahn- und Busunternehmen über einen neuen Tarifvertrag; die Gespräche mit der Deutschen Bahn bilden den Auftakt. Die Forderungen der EVG gelten für alle 50 Betriebe gleichermaßen.
ilo/pw
© Agence France-Presse