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"... am besten ausgebildeten Wagner-Sturmtruppen" in Bachmut

Bachmut ist von geringer strategischer Bedeutung - eine Einnahme hätte für Moskau demnach vor allem symbolischen Wert.

Die russische Söldnertruppe Wagner setzt in der heftig umkämpften Stadt Bachmut nach ukrainischen Angaben ihre qualifiziertesten Kämpfer ein. Der "Feind" habe "trotz erheblicher Verluste" seine "am besten ausgebildeten Wagner-Sturmtruppen" nach Bachmut geschickt, erklärte der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyj, am Dienstag. Zuvor hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj die Kämpfe um Bachmut als "immer komplizierter" beschrieben. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg versicherte unterdessen, dass die Ukraine "langfristig" Mitglied des Militärbündnisses sein werde.

Russland wolle mithilfe der Wagner-Söldner die Verteidigung der ukrainischen Truppen durchbrechen und Bachmut umzingeln, erklärte Kommandeur Syrskyj. Die Lage sei "äußerst angespannt". Selenskyj hatte in seiner Videoansprache am Montagabend betont: "Der Feind zerstört alles, was helfen kann, unsere Positionen zu halten".

Luftaufnahmen von AFP-Fotografen zeigen zerstörte Gebäude in der ostukrainischen Stadt und über Trümmern aufsteigenden Rauch. Nach Angaben des Gouverneurs von Donezk, Pawlo Kyrylenko, leben im einst 70.000 Einwohner zählenden Bachmut heute nur noch rund 5000 Zivilisten, darunter 140 Kinder.

Ukrainische Soldaten in Bachmut sagten der Nachrichtenagentur AFP, dass russische Soldaten heftige Angriffe planten. Die gegnerische Seite mache Fortschritte und "Bachmut wird höchstwahrscheinlich fallen", sagte ein Soldat AFP. "Es heißt, die russischen Soldaten seien Idioten und drogenabhängig", sagte der 40-Jährige. "Aber sie haben dort intelligente Leute, die wissen, wie man kämpft. Sie lernen dazu, genau wie wir."

Die russische Armee sowie die russische Söldnertruppe Wagner belagern Bachmut seit Monaten. Der Kampf um die Industriestadt in der Region Donezk ist die bisher am längsten andauernde Schlacht des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Die Stadt ist weitgehend zerstört, auf beiden Seiten hat es zahlreiche Todesopfer gegeben. 

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte zuvor erklärt, dass seine Kämpfer die Offensive in der Region anführten und in den vergangenen Tagen mehrere Dörfer rund um Bachmut erobert hätten. Zwischen den Söldnern und der russischen Armee war es zu Rivalitäten gekommen - Prigoschin warf der Armee vor, der Wagnertruppe ihre Siege "stehlen" zu wollen.

Analysten zufolge ist Bachmut von geringer strategischer Bedeutung - eine Einnahme hätte für Moskau demnach vor allem symbolischen Wert. Selenskyj hatte unlängst angekündigt, die ukrainische Armee werde so lange wie möglich versuchen, die Stadt zu halten.

Russische Behörden meldeten am Dienstag die Zerstörung mehrerer Kampfdrohnen über dem eigenen Staatsgebiet - darunter eine in der Region der Hauptstadt Moskau. Seit Kriegsbeginn wurden auch Ortschaften und Infrastruktur in Russland - insbesondere in Grenzregionen - wiederholt von Angriffen, insbesondere mit Drohnen, getroffen. Dabei starben mehrere Menschen. 

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums und regionaler Gouverneure waren die Drohnen Teil eines ukrainischen Angriffs auf "Einrichtungen ziviler Infrastruktur" in vier südrussischen Regionen an der Grenze zur Ukraine sowie "wahrscheinlich" auf zivile Infrastruktur im rund 100 Kilometer südöstlich von Moskau gelegenen Ort Gubastowo.

Nato-Generalsekretär Stoltenberg stellte der Ukraine unterdessen "langfristig" eine Aufnehme in das Militärbündnis in Aussicht. "Die Nato-Verbündeten sind sich einig, dass die Ukraine Mitglied des Bündnisses werden wird", sagte Stoltenberg am Dienstag in Helsinki. Dies sei jedoch "eine langfristige Perspektive". Momentan sei es das Wichtigste, die Ukraine im russischen Angriffskrieg zu unterstützen, erklärte Stoltenberg. Aber wenn der Krieg vorbei ist, "müssen wir sicherstellen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt".

kbh/mid


Emmanuel PEUCHOT und Elizabeth STRIY / © Agence France-Presse