Die Zahl der Anschläge auf Asylbewerberheime in Deutschland hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Es habe 121 Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte gegeben, berichtet die "Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagsausgabe) unter Berufung auf ihr vorliegende Zahlen des Bundesinnenministeriums. Dies sei eine Zunahme von 73 Prozent im Vergleich zu 2021, als es 70 solcher Straftaten gegeben habe. Die Taten seien meist rechts motiviert gewesen.
Es war das erste Mal seit 2015, dass die Zahl der Anschläge zunahm. Als Grund dafür gelten dem Bericht zufolge das Auslaufen der Corona-Auflagen sowie die gestiegene Zahl von Geflüchteten. 2022 seien knapp 218.000 Asylsuchende nach Deutschland gekommen - so viele wie zuletzt 2016. Dazu kamen knapp eine Million Ukrainer.
Die Behörden verzeichneten im vergangenen Jahr zudem nach Ministeriumsangaben zusätzlich 1248 Angriffe gegen Asylbewerber oder Flüchtlinge außerhalb von Unterkünften. Das waren in etwa so viele wie 2021 mit 1259 Fällen. Jeden Tag werden somit in Deutschland drei Asylbewerber Opfer von Angriffen.
Trotz der deutlichen Zunahme sind die Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte noch weit vom Höhepunkt zur Zeit der Flüchtlingskrise 2015 entfernt. Damals wurden 1047 Übergriffe gegen Asylbewerberunterkünfte verzeichnet.
Das Innenministerium legte die Zahlen nach einer Kleinen Anfrage (Wikipedia) der Linksfraktion vor. Deren fluchtpolitische Expertin Clara Bünger (Wikipedia) zeigte sich vom Anstieg der Anschläge alarmiert. "Geflüchtete, die hier Sicherheit und Schutz suchen, werden in Angst und Schrecken versetzt." Bünger erinnerte an die gewaltsamen Ausschreitungen 1992 in Rostock-Lichtenhagen, als ein Mob aus Rechtsextremisten und Randalierern tagelang unter dem Beifall von Schaulustigen versuchte, Unterkünfte von Ausländern zu stürmen. "Wollen wir darauf warten, bis sich Rostock-Lichtenhagen wiederholt?", fragte die Linken-Politikerin.
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