Die Angriffe auf Mitarbeiter der Deutschen Bahn haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Es habe 2022 insgesamt 3138 Übergriffe auf Mitarbeiter gegeben, teilte die Deutsche Bahn am Samstag mit. Dies sei ein Anstieg von über 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewesen. Etwa 30 Prozent der Übergriffe waren laut Unternehmen "auf die Durchsetzung der Maskenpflicht zurückzuführen".
"Jede Form von Gewalt gegen unsere Mitarbeitenden ist inakzeptabel und verurteilen wir zutiefst", erklärte der Leiter der DB-Konzernsicherheit, Hans-Hilmar Rischke. "Wir werden die Angriffe weiter konsequent bekämpfen: mit besserer technischer Ausstattung, verbesserter Ausbildung und der konsequenten Anzeige jedes einzelnen Falls."
Rund sieben Prozent der Übergriffe standen laut Bahn "im Zusammenhang mit dem Neun-Euro-Ticket", das im Sommer zu sehr vollen Zügen geführt hatte. Das Unternehmen verwies darauf, dass die Reisendenzahlen im Jahresverlauf insgesamt nach Aufhebung der meisten behördlichen Corona-Schutzmaßnahmen erheblich angestiegen seien. "Seit dem Sommer waren sie wieder auf Vor-Corona-Niveau, zum Teil deutlich höher. Das massive Nachholen von Veranstaltungen trug zum Anstieg der Übergriffe ebenso bei wie der wiedererstarkende Fußballfanreiseverkehr."
Die Hälfte der Angriffe betraf den Angaben zufolge das Zugpersonal im Regionalverkehr. Auf DB-Sicherheitskräfte entfiel gut ein Drittel. Aber auch Berufsgruppen wie Busfahrer, Reinigungs- oder Servicekräfte am Bahnhof wurden Opfer von Angriffen. Dabei seien schwere Körperverletzungen mit sechs Prozent aller Übergriffe aber "die Ausnahme" gewesen.
"Wie Polizeien, Feuerwehren und Rettungsdienste bekommen auch wir ein gesamtgesellschaftliches Problem zu spüren", sagte DB-Sicherheitschef Rischke. "Respektlosigkeiten und Angriffe nehmen überall zu, in Parks, auf Straßen und Plätzen genauso, wie in unseren Bahnhöfen und Zügen. Das ist erschreckend und nicht hinnehmbar."
Um Mitarbeitende besser zu schützen, setzt die Bahn nun zum einen verstärkt auf technische Lösungen: Seit Anfang Februar würden auch Kundenbetreuer und -betreuerinnen auf der Schwarzwaldbahn Bodycams tragen. Erste Untersuchungen dieses testweisen Einsatzes zeigten, "dass sich sowohl das Zugpersonal als auch Reisende damit sicherer fühlen". Die Ausweitung des Tests auf weitere Regionen sei geplant.
Zudem sei die DB bereits mit Aufgabenträgern und Ländern in Gesprächen, um möglichst eine flächendeckende Ausrüstung mit Sicherheitstechnik sowie mehr Sicherheitspersonal zu erreichen. Ein weiterer Fokus liege auf der besseren Ausbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Kundenkontakt. Dazu gehörten Deeskalationstrainings. Diese Schulungen würden nun ausgeweitet.
Weiterer Schwerpunkt sei die Videoüberwachung. Aktuell betreibt die Bahn etwa 9000 Videokameras auf ihren Bahnhöfen, bis 2024 soll diese Zahl auf 11.000 erhöht werden. Fast 50.000 Kameras haben zudem die Innenräume von fast drei Viertel aller Nahverkehrs- und S-Bahnzüge im Blick.
Die Bahn gibt nach eigenen Angaben bislang mehr als 180 Millionen Euro jährlich für die Sicherheit von Reisenden und Mitarbeitenden aus. Täglich sind rund 4300 Sicherheitskräfte des Unternehmens unterwegs. Sie arbeiten mit 5500 Beamtinnen und Beamten der Bundespolizei zusammen.
mt/mhe © Agence France-Presse