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Polen zerschlägt russisches Spionagenetzwerk

Das Netzwerk soll Informationen über Waffenlieferungen an die Ukraine gesammelt und Sabotageakte vorbereitet haben.

Die polnische Spionageabwehr hat Regierungsangaben zufolge ein russisches Spionagenetzwerk aufgelöst. Der Inlandsgeheimdienst ABW habe "neun Menschen festgenommen, die der Zusammenarbeit mit russischen Geheimdiensten verdächtigt werden", sagte Polens Innenminister Mariusz Kaminski am Donnerstag.

"Das gesamte Netzwerk wurde zerschlagen", sagte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak dem Radiosender PR1. "Es war eine Spionagegruppe, eine Gruppe von Menschen, die Informationen für diejenigen sammelten, die die Ukraine angegriffen haben", fügte Blaszczak mit Verweis auf die russische Invasion des Nachbarlandes hinzu. Er sprach von einer "realen Bedrohung" durch das Netzwerk.

"Die Verdächtigen führten Spionageaktivitäten gegen Polen aus und bereiteten Sabotageakte im Auftrag der russischen Geheimdienste vor", sagte Innenminister Kaminski. Es handele sich um Ausländer aus Ländern "jenseits der Ostgrenzen Polens". Ihr Ziel sei es gewesen, "Waffentransporte in die Ukraine" auszumachen, zu überwachen und zu dokumentieren.

Die Verdächtigen hätten auch Sabotageaktionen vorbereitet, "um die Lieferung von Militärgütern, Waffen und Hilfsgütern an die Ukraine zu lahmzulegen", sagte Kaminski. ABW-Agenten hätten elektronische Geräte und GPS-Sender beschlagnahmt, die an Hilfskonvois für die Ukraine angebracht werden sollten.

Der private polnische Radiosender RMF FM hatte am Mittwoch unter Verweis auf anonyme Quellen berichtet, dass die Gruppe dutzende Kameras installiert habe, die Daten über den Zugverkehr aufzeichneten und übertrugen. Dies sei besonders in der Nähe des Flughafens Jasionka in Südostpolen geschehen. Der Flughafen ist einer der wichtigsten Umschlagplätze für westliche Waffen und Munition in die Ukraine.

Innenminister Kaminski sagte, die Gruppe sei auch für Propagandaoperationen verantwortlich. Diese sollten die polnisch-ukrainischen Beziehungen stören und in Polen Stimmung gegen die anderen Nato-Länder erzeugen. Ihm zufolge haben die polnischen Dienste Beweise dafür, dass die Mitglieder der Gruppe regelmäßig von russischen Geheimdiensten bezahlt wurden.

In den vergangenen Monaten wurden vielerorts russische Spione in Europa enttarnt. Ende 2022 war ein mutmaßlicher deutscher Doppelagent aufgeflogen. Der Mitarbeiter des Bundesnachrichtendiensts (BND) soll Staatsgeheimnisse an Russland verraten haben. Mitte Januar hatte ein schwedisches Gericht einen ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter und seinen Bruder verurteilt, weil sie sensible Informationen an den russischen Militärgeheimdienst GRU weitergegeben hatten.

mhe/ju


© Agence France-Presse