Wachsende Sorgen wegen der Inflation und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage belasten viele Familien in Deutschland. Nach dem am Montag vom Bundesfamilienministerium veröffentlichten "Familienbarometer" bewerten nur noch
43 Prozent der Eltern minderjähriger Kinder ihre wirtschaftliche Lage positiv.
45 Prozent sagen: "es geht",
zwölf Prozent sehen die Lage "eher schlecht" oder "schlecht".
Nach Angaben des für die Befragung verantwortlichen Allensbach-Instituts verschlechterte sich die Bewertung im Verlauf des vergangenen Jahres damit deutlich.
Insbesondere Alleinerziehende sehen ihre finanzielle Lage demnach kritisch. Fast allen Eltern - der Umfrage zufolge 93 Prozent - macht die Inflation große Sorgen. In den schwächeren und der mittleren sozialen Schichten sehen sich klare Mehrheiten durch den Preisauftrieb persönlich belastet. In der oberen sozialen Schicht sind dies 42 Prozent.
Wie die Umfrage weiter ergab, ist in der Bevölkerung insgesamt und speziell bei Eltern die Erwartung hoch, dass der Sozialstaat materieller Ungleichheit entgegenwirkt und gute Startchancen für alle Kinder fördert. 70 Prozent der Bevölkerung erwarten demnach von der Familienpolitik, dass die Kinderarmut reduziert wird. 60 Prozent der Gesamtbevölkerung befürworten die Einführung der Kindergrundsicherung, bei Eltern minderjähriger Kinder sind es sogar 75 Prozent.
Diesen Erwartungen müsse der Staat gerecht werden, forderte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). "Ich sehe es als eine der Kernaufgaben des Staates, Sicherheit zu schaffen - erst recht in Zeiten, in denen sich Menschen um ihre Zukunft sorgen", erklärte sie. "Deshalb hat vor allem die Umsetzung der Kindergrundsicherung Priorität für mich, denn mit der Kindergrundsicherung können wir ein Sicherheitsnetz schaffen."
Die von Paus geplante Kindergrundsicherung ist allerdings wegen ihrer Kosten in der Ampel-Koalition umstritten. Vorgesehen ist, dass ab 2024 Kinder staatlich stärker unterstützt werden, die Mehrkosten beziffert Paus mit jährlich zwölf Milliarden Euro.
In der partnerschaftlichen Aufgabenteilung von Familien- und Erwerbsarbeit klafft der Befragung zufolge weiter eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. So äußerte knapp die Hälfte der Eltern, sie seien für eine paritätische Aufteilung von Kinderbetreuung, Haushalt und Erwerbstätigkeit. Umgesetzt wird das aber nur in etwa jeder sechsten Familie.
Die Weichen für die familieninterne Aufgabenverteilung stellen sich meist mit der Geburt des ersten Kindes, wie die Erhebung ergab. Vor der Geburt seien "angehende Eltern mit großer Mehrheit noch beide vollzeitberufstätig, nach der Geburt ändern sich die Erwerbskonstellationen dann erheblich" erklärte das Familienministerium. "Die Entscheidung ergibt sich meist, ohne groß thematisiert zu werden."
Für das Familienbarometer führte das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Bundesfamilienministeriums eine repräsentative Studie zur Aufgabenteilung in Familie und Beruf sowie weitere repräsentative Umfragen aus.
"Die Bekämpfung von Kinderarmut und die Förderung benachteiligter Kinder ist der Bevölkerung außerordentlich wichtig", resümierte Allensbach-Chefin Renate Köcher. Es sei "eine besondere Stärke Deutschlands, dass die Bevölkerung soziale Unterschiede ernst nimmt".
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