Die europäische Polizeibehörde Europol (Wikipedia, Webpräsenz) hat mit Unterstützung unter anderem des Bundeskriminalamts (Wikipedia, Webpräsenz) eine der größten Hacker-Plattformen der Welt dicht gemacht, auf der massenhaft gestohlene Zugangsdaten verkauft wurden. "Eine beispiellose Polizeiaktion unter Beteiligung von 17 Ländern hat zur Zerschlagung von 'Genesis Market', einem der weltweit gefährlichsten Marktplätze, geführt", teilte Europol am Mittwoch in Den Haag mit.
Allein in Deutschland gab es bei einer bundesweiten Razzia Ermittlungen gegen 58 Verdächtige.
In zeitgleichen Einsätzen in Deutschland, den USA, Kanada, Australien, Großbritannien und über zehn weiteren europäischen Ländern gingen die Polizeibehörden auch gegen die Nutzer der Hacker-Plattform vor. 119 Verdächtige seien festgenommen worden, hieß es in der Europol-Mitteilung. Außerdem hätten 208 Durchsuchungen stattgefunden. Die Federführung bei den koordinierten Einsätzen unter dem Titel "Operation Cookie Monster" hatten die US-Bundespolizei FBI (Wikipedia) sowie die Nationale Polizei der Niederlande.
Europol hob hervor, "Genesis Market" sei eine der wichtigsten Plattformen für Verbrechen gewesen. Zum Zeitpunkt ihrer Abschaltung seien dort die Daten von mehr als zwei Millionen Nutzer-Identitäten angeboten worden.
Auf der Plattform wurden sogenannte Bots verkauft, die die Computer von Nutzern mit Schadprogrammen infizierten oder auf andere Weise die Zugangsdaten für Online-Nutzerkonten abgriffen. Da die Daten in Echtzeit gesammelt wurden, wurden die Käufer sogar darüber informiert, wenn Passwörter geändert wurden.
Anders als andere kriminelle Websites agierte "Genesis Market" nicht im sogenannten Darknet, sondern im allgemein zugänglichen Internet.
Vor den Strafverfolgungsbehörden verbarg sich die Plattform nur, indem sie nur Nutzer mit einer entsprechenden "Einladung" zuließ. "Ihre leichte Zugänglichkeit und ihre niedrigen Preise senkten die Eintrittshürden für Käufer und machten sie zu einer beliebten Einnahmequelle für Hacker", erklärte Europol.
In Deutschland richteten sich die Ermittlungen gegen insgesamt 58 Verdächtige in allen 16 Bundesländern, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das BKA mitteilten. Insgesamt wurden demnach 62 Objekte durchsucht und zahlreiche elektronische Datenträger beschlagnahmt. Den Verdächtigen wird eine Vielzahl von Betrugsdelikten im Online-Handel vorgeworfen, außerdem das Ausspähen von Daten, Datenfälschung, Datenhehlerei und Geldwäsche.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wertete die Aktion als "erneuten Beleg dafür, dass das Internet kein anonymer, rechtsfreier Raum ist". Die Razzia sei ein "weiterer großer Erfolg deutscher Strafverfolgungsbehörden bei der Bekämpfung der Internetkriminalität". Der Ermittlungserfolg sei "in besonderem Maße durch die hervorragende nationale und internationale Zusammenarbeit der Vielzahl beteiligter Ermittlungsbehörden ermöglicht" worden.
TIPP:
Die niederländische Polizei richtete eine Internetseite mit der Adresse www.politie.nl/checkyourhack ein, auf der Verbraucher überprüfen können, ob ihre Daten bereits gestohlen und bei "Genesis Market" angeboten wurden und wenn ja, welche Maßnahmen sie dann ergreifen sollten.
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© Agence France-Presse
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