Die Forderung der IG Metall nach einer Vier-Tage-Woche bei gleichem Lohn in der Stahlindustrie stößt bei der Arbeitgeberseite auf Ablehnung. Eine solche Vereinbarung würde "zu einer exorbitanten Kostensteigerung" führen und somit "zu einer Verschlechterung der Wettbewerbsposition", sagte der Vorstand des Arbeitgeberverbands Stahl, Gerhard Erdmann, der "Bild"-Zeitung vom Samstag. "Sie gefährdet damit Arbeitsplätze."
Die Firmen der Stahlindustrie hätten "alle Hände voll zu tun mit der Bewältigung der Transformation", führte Erdmann aus. "Wir brauchen eher mehr als weniger Arbeitszeit."
Der Vorsitzende der IG Metall Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler, hatte vor einigen Tagen angekündigt, mit der Forderung in die nächsten Tarifverhandlungen zu gehen, im November beginnen. "Wir wollen eine echte Entlastung für die Beschäftigten erreichen, ohne dass sie deshalb weniger verdienen", sagte er der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Konkret solle die Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden sinken; durch Umstellung der Dienst- und Schichtpläne entstehe so eine Vier-Tage-Woche.
Arbeitgeber-Funktionär Erdmann sagte dazu, eine Arbeitszeitverkürzung um drei Stunden bei gleichbleibendem Lohn entspreche "einer Erhöhung der Stundenlöhne um 8,5 Prozent - ohne die mit Sicherheit zu erwartenden und angekündigten Forderungen nach einer Tariflohnerhöhung". Dabei seien Gesundheits- und Arbeitsschutz in der Stahlindustrie bereits "auf Top-Niveau", versicherte Erdmann.
Kritik an der Forderung kam auch aus CDU und FDP. Die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, Gitta Connemann (CDU), sagte der "Bild"-Zeitung, die Idee komme "zur absoluten Unzeit". Der Mittelstand brauche Flexibilität und Entlastung und die "Einführung einer starren Vier-Tage-Woche ist das Gegenteil davon".
Der FDP-Wirtschaftspolitiker Reinhard Houben sagte der Zeitung, angesichts von Fachkräftemangel, wachsendem Standortwettbewerb und Energiewende in der Stahlbranche eine Vier-Tage-Woche zu fordern, gehe "komplett an der Realität vorbei". Weniger zu arbeiten, habe noch keine Krise gelöst.
Dagegen sagte die SPD-Arbeitsexpertin Annika Klose dem Blatt, sie persönlich halte die Idee "für einen sehr sinnvollen Vorschlag". Eine solche Arbeitszeitverkürzung "erkennt die Zeichen der Zeit und sichert Fachkräfte für die Zukunft".
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