Was sie erzählen, lässt einen an moderne Sklaverei denken: Die Männer aus Georgien und Usbekistan stehen im Dienst eines polnischen Spediteurs, der ihnen seit zwei Monaten keinen Lohn gezahlt haben soll. Zum Teil seien sie seit Weihnachten nicht mehr zu Hause bei ihren Familien gewesen.
Manchen Fahrern gehe nun der Diesel aus für die
Heizung in der Fahrerkabine, in der sie arbeiten - und leben. Das alles
für ein geringes Gehalt. Aber nicht nur diese Trucker, auch viele ihrer
Kollegen werden regelrecht ausgebeutet. Allerdings sind diese Zustände
in dieser Branche schon seit Jahren bekannt.
Mit dem Mobilitätspaket
wollte die EU längst die Arbeitsbedingungen für Lastwagenfahrer
verbessern und Standards gesetzlich festlegen: dauerhafte Übernachtung
in der Fahrerkabine unterbinden, regelmäßige Besuche bei der Familie und
Aufenthalt im Heimatland regeln, Lohn-Dumping verhindern.
Vier Jahre
haben Politiker der westeuropäischen Länder und der osteuropäischen
Länder heftig darum gerungen, bis das Gesetz 2020 verabschiedet wurde.
Aber nicht alle Spediteure scheinen sich daran zu halten oder finden
Schlupflöcher, um sie zu umgehen. Es heißt auch, es gebe zu wenig
Kontrollen.
Ein weiteres Problem: Wegen des demografischen Wandels und weil alternative Transportmöglichkeiten nicht ausreichen, rechnen Experten damit, dass bis 2026 in Europa bis zu zwei Millionen Fahrer fehlen könnten. Eine echte Verbesserung der Arbeitsbedingungen würde helfen, den Mangel zu reduzieren. Letztendlich bedeutet das aber auch: Die steigenden Personalkosten muss der Verbraucher mittragen.
Kommentar von Elisabeth Saller (Allgemeine Zeitung Mainz)