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Russland mordet weiter / Jagd auf eigene Landsleute eröffnet

Erneut neun Tote bei russischem Luftangriff in Slowjansk

Bei einem russischen Luftangriff auf ein Wohngebäude in der ostukrainischen Stadt Slowjansk sind nach ukrainischen Angaben mindestens neun Menschen getötet worden, darunter ein Kleinkind. "Leider hat sich die Zahl der Toten in der Nacht erhöht. Rettungskräfte haben den Körper einer Frau aus den Trümmern geborgen", schrieb der Leiter der Militärverwaltung der Stadt im Donbass, Wadim Ljach, am Samstag im Onlinedienst Facebook. Russlands Präsident Wladimir Putin unterzeichnete unterdessen ein Gesetz, das die Mobilmachung von Soldaten deutlich erleichtern soll. 

"Fünf identifizierte Personen" seien zudem noch in den Ruinen verschüttet, fügte Ljach hinzu, 21 Menschen seien verletzt worden. In früheren Berichten war von mindestens acht Toten die Rede gewesen.

Nach Angaben aus Kiew wurde Slowjansk am Freitag von sieben Raketen getroffen. Fünf Wohnungen, eine Schule und ein Verwaltungsgebäude wurden dabei beschädigt. Laut der Staatsanwaltschaft in Donezk wurden Ermittlungen wegen Verletzung der Kriegsgesetze und -gebräuche aufgenommen. "Nach vorläufigen Informationen haben die Besatzer ein S-300-Flugabwehrraketensystem gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt", hieß es.  

AFP-Journalisten beobachteten vor Ort in Slowjansk den Einsatz von Rettungskräften an einem Wohngebäude aus sowjetischer Zeit. Weitere Häuser auf der gegenüberliegenden Seite der Straße standen in Flammen, aus ihnen stieg schwarzer Rauch auf. Wie die ukrainische Polizei im Onlinedienst Twitter mitteilte, starb ein zweijähriges Kind in einem Rettungswagen, nachdem es aus den Trümmern gezogen worden war.

"Ich wohne auf der gegenüberliegenden Straßenseite und schlief gerade ein wenig, als ich diesen gewaltigen Knall hörte und aus meiner Wohnung rannte", sagte die 59-jährige Anwohnerin Larisa der Nachrichtenagentur AFP. "Ich (...) stand unter Schock", erklärte sie, durch die Wucht des Beschusses seien ihre Fenster zerbrochen. "Ich hörte eine Frau schreien: 'Hier ist ein Kind, hier ist ein Kind'. Sie schrie so sehr", sagte die Frau.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte nach dem Angriff, Russland bombardiere Wohngebäude "auf brutale Weise" und töte "am helllichten Tag Menschen".

Slowjansk befindet sich im ukrainisch kontrollierten Teil der Region Donezk und liegt 45 Kilometer nordwestlich der seit Monaten heftig umkämpften Stadt Bachmut. Russischen Angaben zufolge rückten Söldner der Gruppe Wagner am Freitag in Bachmut weiter vor. Wie AFP aus ukrainischen Armeekreisen erfuhr, sendet Kiew weiter neue Truppen in die Stadt. Die Streitkräfte befänden sich jedoch in einer "schwierigen" Position, räumten ukrainische Quellen ein.

Die Region Donezk zählt zu den vier ukrainischen Regionen, deren Annexion Putin im September erklärt hatte, obwohl Moskau die Gebiete nur teilweise kontrolliert. Die russische Armee hat seit dem Beginn ihrer Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 zahlreiche Angriffe auf die dortige zivile Infrastruktur ausgeführt. 

Mehr als ein Jahr nach Beginn der russischen Invasion unterzeichnete Putin am Freitag ein erst am Mittwoch vom Parlament verabschiedetes Gesetz zur einfacheren Mobilmachung russischer Bürger. Künftig kann Reservisten ihr Einberufungsbescheid auch über ein staatliches Online-Portal übermittelt oder einer anderen Person zugestellt werden.

Bisher mussten Einberufungsbescheide persönlich zugestellt werden. Putin hatte im September 2022 die Mobilmachung von 300.000 Reservisten angeordnet. Diese war jedoch schleppend verlaufen, zehntausende Russen waren ins Ausland geflohen.

Das nun von Putin unterzeichnete Gesetz ermöglicht es der Polizei, zum Dienst an der Waffe aufgerufene Staatsbürger zu suchen. Finanzämter, Universitäten und andere öffentliche Einrichtungen sind nun verpflichtet, persönliche Informationen über für die Mobilmachung in Frage kommende Bürger zu liefern. 

kbh/kas

Jonathan BROWN / © Agence France-Presse