Die Paulskirche in Frankfurt am Main, in der 1848 mit der Nationalversammlung das erste Parlament Deutschlands tagte, soll nach Ansicht einer Expertenkommission zu einem Demokratiezentrum werden. Das Gremium übergab seine Empfehlungen am Freitag an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), wie die Stadt mitteilte. In unmittelbarer Nähe des historischen Baus soll ein Haus der Demokratie als Ort für Kommunikation und historisch-politische Bildung entstehen. Die Kirche selbst wird in den kommenden Jahren saniert.
"Die Einheit von sanierter Paulskirche und neu zu schaffendem Haus der Demokratie bietet eine großartige Chance, das Bewusstsein für die Bedeutung der Paulskirche zu schärfen", erklärte der Vorsitzende der Expertenkommission, Volker Kauder (CDU). Die Kirche solle zur Erinnerungsstätte für die Geschichte der deutschen Demokratie und zur Lernstätte weiterentwickelt werden, fügte der frühere Chef der Unionsbundestagsfraktion hinzu.
Steinmeier würdigte die Paulskirche als einen "der herausragenden Orte der deutschen Demokratiegeschichte". Die Revolution von 1848/1849 und die daraus folgenden Entwicklungen seien einer "der großen Wendepunkte in der deutschen Geschichte, nämlich den Moment, als aus Untertanen Bürger wurden und ein Geist der Freiheit erwachte, der sich - jedenfalls auf lange Sicht - nicht länger unterdrücken ließ", fügte er hinzu.
In der Paulskirche solle greifbar werden, warum die Demokratie von allen jeden Tag aufs Neue verteidigt werden müsse, erklärte Roth. Im Mai feiert die erste Nationalversammlung in der Paulskirche ihr 175. Jubiläum. 1849 wurde dort im Zuge der später gescheiterten Deutschen Revolution die Verfassung verabschiedet. Nur wenige Monate später wurde die Nationalversammlung nach Stuttgart verlegt, wo sie nach wenigen Wochen gewaltsam aufgelöst wurde.
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