Münster (SMS) Rund 1000 Bücher verbrannten nationalsozialistisch geprägte Studierende in der groß angelegten "Aktion wider den undeutschen Geist" am 10. Mai 1933 auf dem heutigen Schlossplatz. Damit reihte sich Münster in eine reichsweite antisemitisch geprägte Kampagne ein. Sie wandte sich gegen Literatinnen, Dichter und Journalistinnen, die die Nationalsozialisten als "undeutsch" verunglimpften. Mit einer Gedenkveranstaltung und einem Lesecafé erinnern der Geschichtsort Villa ten Hompel, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster, Stadtarchiv, Stadtbücherei und Universität Münster an die historischen Ereignisse. Termin ist der 90. Jahrestag der Bücherverbrennung - Mittwoch, 10. Mai.
Ab 10 Uhr informieren die Veranstaltenden auf dem Eingangshof des LWL-Museums für Kunst und Kultur (Domplatz 10) über die historischen Ereignisse. An der Ecke des Domplatzes stand vor 90 Jahren ein so genannter Schandpfahl, an dem einige Tage vor der Bücherverbrennung Werke exemplarisch angeheftet wurden. "Wir alle sind, was wir gelesen" steht auf der Gedenktafel, die heute an gleicher Stelle an den Schandpfahl erinnert. Das Zitat stammt von Joseph von Eichendorff, der Schriftsteller und Historiker Golo Mann benannte danach eine Aufsatzsammlung.
Unter dieser Überschrift findet von 10.30 bis 13 Uhr im
Zeitungslesesaal der Stadtbücherei im Alten Steinweg ein Lesecafé statt. Gäste
können Bücher mitbringen, die sie besonders geprägt haben. Jonas Riemer,
Schauspieler und Rezitator, wird daraus vorlesen. Die ausgewählten Bücher
müssen nicht zwingend mit der NS-Zeit zu tun haben. In entspannter Atmosphäre
bietet sich bei einer Tasse Kaffee die Möglichkeit zum Austausch. Eine
Anmeldung ist nicht erforderlich.
Titelbild Veranstaltende: Laden zur Gedenkveranstaltung zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennung in Münster ein: (v.l.) Dr. Philipp Erdmann (Stadtarchiv), Stefan Querl (Leiter der Villa ten Hompel), Prof. Johannes Wessels (Rektor der Uni Münster), Pfarrer Martin Mustroph (Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit), Andrea Kreuzheck (Stadtbücherei), Cornelia Wilkens (Kulturdezernentin der Stadt Münster), Andreas Determann (Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit) sowie Kim Sommerer und Franka Aldenborg (Villa ten Hompel), Foto: Stadt Münster/Michael Bührke.
Foto Büchersammlung: Im Mai 1933 wurden Werke von Autorinnen und Autoren, die die Nationalsozialisten als "undeutsch" verunglimpften, vor dem Fürstenberghaus gesammelt. Foto: Stadtarchiv Münster.
Foto "Schandpfahl": Die als "undeutsch" verunglimpften Bücher wurden auf dem Domplatz an einen "Schandpfahl" geheftet. Am 10. Mai 1933 haben nationalsozialistisch geprägte Studierende die Bücher auf dem heutigen Schlossplatz verbrannt. Foto: Stadtarchiv Münster.