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China und Kanada weisen Diplomaten aus

Der mutmaßliche Einschüchterungsversuch eines kanadischen Abgeordneten durch Peking hat zu einem diplomatischen Schlagabtausch zwischen beiden Ländern geführt. Als Reaktion auf die Ausweisung eines chinesischen Diplomaten aus Kanada erklärte Pekings Außenministerium die kanadische Konsulin in Shanghai zur "persona non grata". Hintergrund sind Berichte über einen möglichen chinesischen Versuch, den China-kritischen Parlamentarier Michael Chong einzuschüchtern. 

Kanadas Außenministerin Melanie Joly erklärte den Mitarbeiter des chinesischen Konsulats in Toronto, Zhao Wei, daraufhin am Montag zur "Persona non grata". Kanadischen Medienberichten zufolge soll er bei den chinesischen Plänen eine Rolle gespielt haben. "Wir sind fest entschlossen, unsere Demokratie zu verteidigen", sagte Joly. Ausländische Diplomaten in Kanada seien darauf hingewiesen worden, dass sie nach Hause geschickt würden, "wenn sie sich auf derartiges Verhalten einlassen". 

Peking reagierte umgehend und erklärte die kanadische Diplomatin Jennifer Lynn Lalonde am Dienstag zur "unerwünschten Person". Sie müsse bis zum 13. Mai China verlassen. Gleichzeitig forderte Außenamtssprecher Wang Weibin Kanada auf, "alle unvernünftigen Provokationen sofort einzustellen". Sollte Kanada seine "rücksichtslosen" Aktionen fortsetzen, werde China "entschiedene Gegenmaßnahmen" ergreifen.

Kanadische Medien hatten zuvor von Plänen des chinesischen Geheimdienstes berichtet, den Parlamentarier Chong und seine Verwandten in Hongkong mit Sanktionen zu belegen. Dieser hatte sich im Februar 2021 für einen Antrag eingesetzt, der Pekings Menschenrechtsverletzungen in der Region Xinjiang als "Völkermord" anprangerte.

Die geplante Sanktionierung sei "mit ziemlicher Sicherheit dazu gedacht, ein Exempel an diesem Abgeordneten zu statuieren und weitere davon abzuhalten, eine gegen die Volksrepublik China gerichtete Position einzunehmen", zitierte die Zeitung "Globe and Mail" vergangene Woche ein Dokument des kanadischen Geheimdienstes.

Die gegenseitige Ausweisung der beiden Diplomaten belastet die seit Monaten angespannten chinesisch-kanadischen Beziehungen weiter. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sieht sich nach Berichten über eine mutmaßliche Einmischung Chinas in die vergangenen beiden Parlamentswahlen bereits wachsendem Druck ausgesetzt, eine harte Linie gegenüber Peking einzuschlagen. Im März hatte er die Ernennung eines unabhängigen Sonderberichterstatters angekündigt. 

loc/ans


© Agence France-Presse