Es hat sich nicht viel getan: Filmkritikerin Sophie Charlotte Rieger aus Berlin kommt in ihrer feministischen Analyse der Filmindustrie und des Fernsehens zu einem eher deprimierenden Urteil. Stereotype werden fortgeschrieben wie eh und je. Rieger war eingeladen, um beim Filmfestival Münster einen Vortrag zu halten.
Sophie Charlotte Rieger wirft mit ihrer feministischen Brille einen Blick auf die Kinowelt und fragt sich, wer hinter und wer vor der Kamera steht. Schon diese Frage kommt zu einer interessanten Feststellung: Im Jahr 2014 hat der Bundesverband Regie gemessen, wie viele Männer und Frauen in Filmproduktionen zusammenarbeiten. Zwischen 2010 und 2013 waren nur 22 Prozent der Beschäftigten Frauen und 78 Prozent Männer. Auch in den Folgejahren hat sich dieses Verhältnis nicht verändert.
Rieger stellt fest wie nachhaltig die bekannten
Stereotype auch in der Filmindustrie weiter wirken. Im deutschen Fernsehen
beispielsweise sind Männer doppelt so sichtbar wie Frauen. Eine Recherche der
Universität Rostock zeigt, fast die Hälfte aller Filme kommt ohne weibliche
Protagonisten aus.
Auch bei Fantasiefiguren kann man einen frappierenden Unterschied erkennen. Nur
eine von zehn Figuren ist weiblich. Tatsächlich erkennt man das Geschlecht dieser Figuren nur durch ihre Stimmen oder
wie sie von den anderen Protagonisten angesprochen werden.
Der "männliche Blick“, den die Kamera dem Zuschauer vermittelt, ist evident. Dafür gibt es viele Beispiel. Die klassische Vorstellung einer weiblichen Figur passiert durch sexualisierte Perspektiven auf ihren Körper, zuerst werden zumeist die Beine gezeigt und dann erst das Gesicht.
Das Bild von Frauen und jungen Girls wird
meistens durch Stereotype bestimmt: Frauen sind immer perfekt geschminkt. Es
gibt Figuren, die in Actionfilmen nur Stilettos tragen, aber dabei immer
"ready for action" sind. Natürlich kann die „Damsel in Distress“ nur
von einem mutigen Mann gerettet sein kann. Das „Manic Pixie Dream Girl“ führt
ein frivoles, verrücktes Leben und wartet nur auf einen melancholischen,
geplagten Typen. Aber wie durch ein Wunder sind am Ende alle happy und
verliebt. Der Unterschied ist, dass die männliche Figur eine wirkliche
Entwicklung durchmacht, aber sie nicht, weil die persönliche Entwicklung kein
Ziel für sie ist.
Wir haben alle über „Twilight“ gelacht. Ich bin sicher. Kristen Stewart weiß das
auch. Aber was beunruhigt ist die Romantisierung in dem Film mit einigen
Tendenzen, die im realen Leben durchaus creepy und traumatisch sein könnten. Eine
Szene des Filmes zeigt eine Konversation zwischen den zwei Protaognisten,
Edward und Bella. Er sitz bei dem Fenster und sagt sie, er die Gewonheit hat,
während sie schläft, sie zu beobachten.
Falls man ein Gefühl von Unnanehmlichkeit bekommt, ist es verständlich. Dass Grenzen ignoriert werden ist problematisch und steht im Mittelpunkt vieler
Diskussionen über das, was Männer für erlaubt halten und warum das so ist.
Eine offene Diskussion über dieses Thema ist wichtig. Vor allem, was Kinder im
Fernsehen angucken, hat Wirkung. Wie Frauen und Männer verschieden repräsentiert
werden, ist wichtig. Es lohnt sich, ein bisschen mehr ins Detail zu gehen und
vielleicht zu verstehen, was man sieht.
„Es ist nur ein Film!“ Nein. So geht es nicht
mehr. Man macht Filme seit dem 19. Jahrhundert. Zu viele Stereotypen wurden
durch Filme dargestellt und sind noch fest im Kopf vieler Zuschauer verankert.
Es lohnt sich, ein bisschen Zeit zu investieren, um uns selbst zu informieren. Geschlechtergleichstellung ist ein wesentliche Thema
in unserem Őffentlichkeit, das seine eigene Wichtigkeit hat und respektiert
werden muss. Nicht nur für uns, sondern auch für zukunftige Generationen, um
zu einer Atmosphäre von Toleranz und Dialog zu ermutigen.
Viele Organisationen engagieren sich dafür, das Bild von Frauen und Männern
realistischer und differenzierter anzulegen. Diese Organisationen brauchen unsere
Unterstützung. Hier ein paar Namen:
- Pro Quote Filme
- WIFT, Women in Film & Television Germany
- Queer Media
- Filmlöwin.