Die deutsche Leistungsbilanz (Wikipedia) verzeichnete im März 2023 einen Überschuss von 32,4 Mrd €. Das Ergebnis lag um 9,9 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Maßgeblich dafür war ein höherer Aktivsaldo im Warenhandel. Zudem erhöhte sich der Überschuss im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.
Im Warenhandel weitete sich der positive Saldo im Berichtsmonat um 8,8 Mrd € auf 27,3 Mrd € aus, da die Einkünfte stärker zunahmen als die Aufwendungen.
Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen stieg der Überschuss um 1,1 Mrd € auf 5,1 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war die Ausweitung der Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen um 3,5 Mrd € auf 15,7 Mrd €. Die Einkünfte expandierten insbesondere wegen höherer Einnahmen Gebietsansässiger aus Wertpapieranlagen. Zudem sanken die Aufwendungen, wobei vor allem geringere Dividendenzahlungen an Gebietsfremde eine Rolle spielten. Demgegenüber vergrößerte sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 1,4 Mrd € auf 7,4 Mrd €, maßgeblich aufgrund der per saldo gestiegenen nichtstaatlichen Ausgaben. Dahinter stand im Wesentlichen die Nettoabführung der Bundesbank zur Umverteilung von Monetären Einkünften an den gemeinsamen Pool des Eurosystems.[1] Darüber hinaus erhöhte sich der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz um 1,0 Mrd € auf 3,2 Mrd €. Die Einnahmen weiteten sich zwar insgesamt aus. Dazu trugen vor allem die Einkünfte aus den Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum, sonstigen unternehmensbezogenen Diensten und Transportleistungen bei. Noch kräftiger nahmen jedoch die Ausgaben zu. Dies lag insbesondere an gestiegenen Aufwendungen für sonstige unternehmensbezogene Dienste und im Reiseverkehr.
Netto-Kapitalimporte im Wertpapierverkehr
Im März waren die Finanzmärkte geprägt von persistent hohen Inflationsraten im Euroraum, einer weiteren deutlichen Leitzinserhöhung durch den EZB-Rat sowie zeitweiligen Sorgen vor einer US-Bankenkrise. Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands ergaben sich Netto-Kapitalimporte von 20,3 Mrd € (nach Netto-Kapitalabflüssen von 19,5 Mrd € im Februar). Ausländische Anleger erhöhten ihren Bestand an deutschen Wertpapieren um 38,7 Mrd €. Sie kauften – insbesondere öffentliche – Anleihen (21,2 Mrd €) und Geldmarktpapiere (19,8 Mrd €). Dagegen trennten sie sich von Aktien (2,0 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,3 Mrd €). Inländische Anleger erwarben Wertpapiere im Ausland (18,4 Mrd €). Ihr Interesse konzentrierte sich auf Anleihen (19,4 Mrd €). In geringerem Umfang investierten sie auch in Investmentzertifikate (1,6 Mrd €) und Geldmarktpapiere (0,3 Mrd €). Dagegen veräußerten sie Aktien (2,9 Mrd €).
Die Transaktionen mit Finanzderivaten führten im März zu Mittelabflüssen von 3,0 Mrd € (nach 8,2 Mrd € im Februar).
Im Bereich der Direktinvestitionen resultierten im März Netto-Kapitalexporte von 20,9 Mrd € (nach 19,0 Mrd € im Februar). Deutsche Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionsmittel im Ausland um 16,4 Mrd €. Sie stellten ihren verbundenen Unternehmen im Ausland zusätzliches Beteiligungskapital zur Verfügung (14,0 Mrd €). Hierbei entfiel mehr als die Hälfte des Volumens auf reinvestierte Gewinne. Ferner gewährten sie zusätzliche konzerninterne Kredite (2,3 Mrd €). Dabei übertraf der Anstieg bei den Handelskrediten den Rückgang bei den Finanzkrediten. Ausländische Direktinvestoren zogen dagegen Mittel aus Deutschland ab (4,5 Mrd €). Sie reduzierten das Kreditvolumen an deutsche Unternehmenseinheiten (6,1 Mrd €). Finanzkredite gingen dabei noch deutlich stärker zurück, allerdings weiteten verbundene Gesellschaften im Ausland ihre Handelskredite nach Deutschland aus. Ihr Beteiligungskapital an Unternehmen in Deutschland erhöhten sie (1,6 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im März per saldo Netto-Kapitalexporte von 53,1 Mrd € (nach Netto-Kapitalimporten von 16,5 Mrd € im Februar). Die Netto-Auslandsforderungen der Monetären Finanzinstitute ohne Bundesbank stiegen um 31,5 Mrd €, diejenigen der Bundesbank erhöhten sich um 5,3 Mrd €. Dabei erhöhten sich die TARGET-Forderungen an die EZB um 55,7 Mrd €; zugleich wuchsen aber auch die Einlagen bei der Bundesbank, vorwiegend von Ansässigen aus Ländern außerhalb des Euroraums. Bei den Unternehmen und Privatpersonen und den staatlichen Stellen ergaben sich ebenfalls Netto-Kapitalexporte (15,5 Mrd € beziehungsweise 0,9 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank erhöhten sich im März – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,4 Mrd €.
Fußnote:
Diese Transaktionen sind im Geschäftsbericht der Bundesbank über das abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlicht. Vgl. Deutsche Bundesbank (2023), Geschäftsbericht 2022, S. 65. Sie werden üblicherweise im Monat seiner Publikation, die 2023 in den März fiel, in der Zahlungsbilanz verbucht.
Deutsche Bundesbank vom 12.5.2023