Der
Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat die
komplette Einnahme der ostukrainischen Stadt Bachmut verkündet. "Heute,
am 20. Mai, um die Mittagszeit, wurde Bachmut vollständig eingenommen",
sagte Prigoschin in einem am Samstag im Onlinedienst Telegram
veröffentlichten Video.
"Die Operation zur Einnahme von Bachmut hat 224 Tage gedauert", fügte Prigoschin in seinem Video hinzu. An seiner Seite waren bewaffnete Männer zu sehen, die mit ihm vor zerstörten Gebäuden stehen. Bis zum 25. Mai würden die Kämpfer der Wagner-Gruppe die Stadt untersuchen, "die notwendigen Verteidigungslinien schaffen" und Bachmut dann der russischen Armee übergeben, sagte Prigoschin weiter.
Die ukrainische Regierung hingegen teilte mit, dass die Kämpfe andauerten. "Schwere Kämpfe in Bachmut. Die Situation ist kritisch", schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar bei Telegram. Ukrainische Gruppen würden noch einige Einrichtungen der Industrie und Infrastruktur kontrollieren.
Prigoschin sagte in seinem Video weiter, dass auf russischer Seite nur die Wagner-Gruppe in Bachmut gewesen sei. Der Wagner-Chef befindet sich in einem offenen Konflikt mit der russischen Militärhierarchie. "Wir haben nicht nur mit der ukrainischen Armee gekämpft, sondern auch mit der russischen Bürokratie, die uns Steine in den Weg gelegt hat", sagte Prigoschin.
Er gab zwar nicht an, wieviele Wagner-Kämpfer in Bachmut gestorben sind. Doch erklärte er, die Verluste seien wegen der russischen Militärführung "fünf Mal höher". Er warf Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow vor, die Offensive in "ihr eigenes Vergnügen" verwandelt zu haben. "Eines Tages in der Geschichte werden sie für ihre Handlungen bezahlen", fügte Prigoschin hinzu.
Das einstmals von rund 70.000 Menschen bewohnte Bachmut war seit Monaten heftig umkämpft und ist inzwischen in weiten Teilen zerstört. Die russischen Kräfte hatten Bachmut in den vergangenen Wochen schon zu mehr als 90 Prozent unter ihre Kontrolle gebracht und kämpften lediglich noch gegen den letzten ukrainischen Widerstand im Osten der Stadt. Die Ukraine hingegen verkündete in dieser Woche die Rückeroberung von mehr als 20 Quadratkilometern nördlich und südlich der Stadt.
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© Agence France-Presse