Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit Äußerungen zu einem etwaigen Verlust der ostukrainischen Stadt Bachmut für Verwirrung gesorgt. "Heute ist Bachmut nur in unseren Herzen", sagte Selenskyj am Sonntag beim G7-Gipfel in Japan. Später betonte sein Sprecher, der ukrainische Staatschef habe mit seinen Äußerungen keineswegs eine Einnahme der seit Monaten heftig umkämpften Stadt durch russische Truppen bestätigt, sondern dies vielmehr dementiert.
Es sei in Bachmut "nichts" mehr übrig, sagte Selenskyj am Rande des Gipfels vor Journalisten, ohne zunächst nähere Angaben zur militärischen Lage vor Ort zu machen. Auf die Frage, ob die ukrainischen Streitkräfte Bachmut weiter halten würden oder ob russische Truppen die Stadt eingenommen hätten, antwortete er: "Ich glaube ja."
Die Äußerungen des ukrainischen Staatschefs schienen zunächst die Angaben Russlands zu bestätigen, die Stadt erobert zu haben. Die Antwort Selenskyjs habe sich jedoch auf den ersten Teil der Frage bezogen, erklärte sein Sprecher Serhiy Nykyforow am Sonntag im Onlinenetzwerk Facebook. Mit seiner Antwort habe der Präsident im Gegenteil die Einnahme der Stadt durch russische Truppen dementiert, erklärte er. Selenskyjs Antwort bezog sich demnach auf die Zerstörung der Stadt, nicht auf ihre Einnahme durch Moskau.
Am Tag zuvor hatten zuerst der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, und später das russische Verteidigungsministerium die Einnahme von Bachmut verkündet. Der russische Präsident Wladimir Putin habe den Wagner-Einheiten und der Armee gratuliert, zitierte die russische Nachrichtenagentur Tass eine Erklärung des Kremls.
In Bachmut lebten einst 70.000 Menschen. Die Schlacht um die Stadt gilt als längste und blutigste seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022. Es wird vermutet, dass beide Seiten große Verluste erlitten haben. Der Fall von Bachmut würde Moskau nach einer Reihe von Niederlagen einen wichtigen Sieg einbringen.
kas/lan
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