Judy
Soooomewhere over the rainbow,
Bluebirds fly
And the dreams that you dream of
Dreams really do come true
Judy Garland, das seelisch vergewaltigte Kind der 20 und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, verkörpert von Renée Zellweger. Ladys and Gentleman, wer weinen kann, der weine.
Wir befinden uns in den letzten Zügen eines Lebens, das von Drill, einer unglaublichen Karriere und Niederlagen gezeichnet ist. Die Frau, die selbst von sich sagte, im Kofferraum geboren worden zu sein, lebte seit ihrem zweiten Geburtstag in der Öffentlichkeit, vor deren Augen sie auch Ende der 60er Jahre mit 47 zugrunde geht.
Suff, Depressionen und das Schwelgen in glorifizierten
Erinnerungen helfen der Frau, die am zehnten Juni 1922 auf den Namen Frances
Ethel Gumm getauft wurde, das Leben zu ertragen.
Vom einstigen Glamour, der schon im Keim, also ihrer Kindheit, unverhohlen als Scheinwelt entlarvt wird, zerbricht eine Kinderseele, die nie gedeihen durfte.
Dieser Film passt in unsere Welt wie der Virus, der aktuell das globale öffentliche Leben lahmlegt. Die Welt steht still, und wir werden dazu gezwungen, einen Blick hinter den Vorhang der Doppelmoral und Konsumwelt zu werfen.
All die Liebe, nach der man sich sehnt, wird von Schmerz provozierten Katastrophen immer weiter in die Ferne gerückt. Und während Judy Garland im fernen London zu retten versucht, was nicht mehr zu retten ist, fliehen ihre beiden jüngsten Kinder in die Geborgenheit ihres Ex-Mannes Nummer drei.
Das Großartige an diesem Film ist nicht die fantastische Ausstattung oder das von Hollywood perfekt reproduzierte London des Jahres 1969 (sechs Monate vor Ihrem Tod), das in einem Mikrokosmos Pseudoglammer dahinvegetiert, sondern, dass er unverhohlen zeigt, was jeder gern verbergen würde, ohne die „Grande Dame“ des „Showbiz“ vergangener Zeiten vorzuführen.
Renée Zellweger , die völlig in der anspruchsvollen Rolle aufgeht, wird in vielen privaten Wunden gebohrt haben müssen, um den Schmerz, den nur Verlustängste hervorrufen können, so authentisch darzustellen. Bridget Jones ist endlich erwachsen geworden.
Unsere Welt steht grad still, ohne dass sanft der Regen fällt und eine romantisch- anmutige Chansonsängerin „somewhere over the rainbow“ uns allen dazu uns Ohr haucht.
Aber vielleicht können die gealterten Gesichtszüge einer außergewöhnlichen Frau in ihrer ganzen Zerbrechlichkeit dafür sorgen, dass wir alle nicht den Mut verlieren und uns wieder dessen besinnen, was am Wichtigsten ist.
Bedingungslose Liebe und ein bisschen Nähe. Maybe unter the rainbow, maybe it just needs a wormy hug-blanket.
Hier zum Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=YlcBKFCrEbw
Bild: Adolf Ulf Münstermann