- Mittelständisches Geschäftsklima sinkt im Mai nach sechs Anstiegen in Folge
- Geschäftserwartungen trüben sich deutlich ein
- Absatzpreiserwartungen setzen ihren Abwärtstrend fort
Das Geschäftsklima der kleinen und mittelständischen Unternehmen ist im
Mai zum ersten Mal nach sechs Anstiegen in Folge wieder gesunken.
Nachdem es im April schon fast wieder den durch die Nulllinie markierten
historischen Durchschnittswert erreichte, ist es nun um 3,3 Zähler auf
-6,3 Saldenpunkte zurückgegangen, wie das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer
zeigt. Treiber des Rückgangs ist eine Eintrübung der
Geschäftserwartungen: Sie geben deutlich um 6,1 Zähler auf -14,0
Saldenpunkte nach. Die Geschäftslageurteile bleiben dagegen auf einem in
etwa durchschnittlichen Niveau (-0,1 Zähler auf 2,0 Saldenpunkte).
Wie bereits im Vormonat verläuft die Branchenentwicklung im Mai sehr
heterogen. Während sich die Stimmung im Bauhauptgewerbe (+0,5 Zähler)
und bei den Dienstleistungen (+0,3 Zähler) leicht aufhellt, gibt das
mittelständische Geschäftsklima vor allem im Einzel- und Großhandel
(-9,5 und -10,3 Zähler) deutlich nach. Vor allem in den beiden großen
Bereichen Industrie und Dienstleistungen divergiert die Stimmung nach
einer zwischenzeitlichen Konvergenz aktuell wieder recht deutlich. Im
Verarbeitenden Gewerbe rutschen sowohl die Lageurteile als auch die
Erwartungen wieder stärker in den negativen Bereich. Die
Dienstleistungsunternehmen melden dagegen eine überdurchschnittlich gute
und im Mai auch nochmal verbesserte Geschäftslage, bei
pessimistischeren Erwartungen. Hier scheint sich noch die globale
Rückverschiebung des Konsums weg von Gütern und hin zu Dienstleistungen
bemerkbar zu machen. Außerdem dürfte die Industrie die Folgen der
globalen geldpolitischen Straffung stärker zu spüren bekommen, sowie
teilweise auch eine Verschlechterung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
Großunternehmen verzeichnen im Vergleich zu den Mittelständlern eine noch größere Stimmungseintrübung. So liegt ihr Geschäftsklima nach einem Rückgang um -6,0 Zähler derzeit bei -16,4 Saldenpunkten. Besonders die Geschäftserwartungen der Großunternehmen gehen im Mai stark zurück (-9,5 Zähler).
Auch die Absatzpreiserwartungen der Unternehmen beider Größenklassen sind im Mai rückläufig und setzen ihren Abwärtstrend somit unverändert fort. Lagen sie vor einem Jahr noch auf einem Allzeithoch, befinden sie sich derzeit mit 4,3 Saldenpunkten im Mittelstand und 0,4 Saldenpunkten unter den Großunternehmen nahe an ihrem historischen Mittelwert. Deutlich abgekühlte Beschäftigungserwartungen sprechen ebenfalls für einen abnehmenden Inflationsdruck.
"Das Geschäftsklima im Mittelstand hat seine
Erholungsrally im Mai unterbrochen. Vor allem bei den
Geschäftserwartungen bleiben die Unternehmen skeptisch", sagt Dr. Fritzi
Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Nach der technischen Rezession
im Winterhalbjahr dürfte die deutsche Wirtschaft dennoch auf einen
leichten Wachstumspfad zurückkehren, denn deutliche
Nominallohnsteigerungen stabilisieren den privaten Konsum und die
Produktion wird zumindest kurzfristig weiter von der Auflösung der
Angebotsengpässe profitieren. Für das Gesamtjahr 2023 erwarte ich mit
einer Wachstumsrate von -0,3% ein nur geringfügiges Schrumpfen der
Wirtschaftsleistung. Eine positive Botschaft liefert das
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer jedenfalls mit Blick auf die
Inflationsentwicklung: Der Anteil der Unternehmen, die in den nächsten
Monaten ihre Preise erhöhen wollen, ist nur noch so hoch wie üblich seit
Beginn der Zeitreihe im Jahr 2005. Damit stehen die Chancen gut, dass
die Inflation in Deutschland in absehbarer Zeit wieder nahe bei 2 %
liegen wird."
Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist abrufbar unter www.kfw.de/mittelstandsbarometer
(ots) Frankfurt am Main