Münster - (SMS) - Befragt nach ihrem schönsten Tag im Leben, sehen viele Menschen Bilder von ihrer Trauung vorbeiziehen. Bilder von gerührten Eltern und stolzen Trauzeugen, von besten Freundinnen und besten Freunden, von einem fröhlichen Fest. Für Hochzeitspaare in diesen Wochen indes gilt nichts von alledem. Sie schließen den Bund ihres Lebens in aller Stille.
Das Coronavirus stellt die Welt auf den Kopf, und es führt selbst bei diesem innigen Moment Regie: Es gilt im Standesamt die strikte Zwei-Personen-Regel - die angehenden Hochzeiter müssen bei der Zeremonie unter sich bleiben. Wer nun annimmt, dass bei diesen Auflagen Absage für Absage eintrifft, sieht sich getäuscht. 90 Prozent aller Paare halten auch in Krisenzeiten in Münster an ihrem gebuchten Wunschtermin fest.
Es ist das Team des Standesamtes, das in diesen Wochen immer wieder zum Telefonhörer greift, um die Paare im Vorfeld über die strengen Kontaktregeln zu informieren. Gespräche, die selbst den erfahrenen Standesbeamtinnen im Amt für Bürger- und Ratsservice schwer fallen. Der Bund der Ehe ohne Eltern und Geschwister? Ohne Verwandte, vertraute Kollegen? Sprecherin Doris Hanhart: "Kein Sektempfang? Keine fröhliche Hochzeitstafel? Wir spüren die große Enttäuschung, wenn die Vorfreude auf ein Fest mit Familie und Freunden verabschiedet wird. Das geht unter die Haut - auch uns."
Und dennoch trotzen fast alle Pärchen der Pandemie. "Wir halten zusammen. Wir lieben uns und es ist doch unser Tag" - diese Sätze fielen oft in den Gesprächen. Doris Hanhart denkt an die Verlobten, die nach dem ersten Schock um Bedenkzeit baten. "Sie haben zunächst Rat bei den Eltern gesucht. Die signalisierten dann ‚grünes Licht‘ für die abgeschiedene Zeremonie; dieses Einverständnis war dem jungen Paar unendlich wichtig." Ein anderes Paar, das auch im allerkleinsten Kreis den Bund der Ehe geschlossen hat, wird eine "freie Hochzeit" nachholen, also eine ohne Staat und Kirche, aber mit einer ganz persönlichen Traurede eines Festredners oder einer Festrednerin."
Wenn die Stadt auch die Kontaktsperre nicht aufheben kann (sie gilt zunächst bis 20. April), hält sie doch ein Mini-Trostpflaster bereit. Die städtische Webcam überträgt Live-Bilder von der Trauung ins Internet. Und macht so wenigstens ein kleines "Dabei sein" möglich.