Bei der fieberhaften Suche nach dem im Nordatlantik vermissten
Mini-U-Boot "Titan" wird die Zeit immer knapper.
Die Einsatzkräfte konzentrierten ihre Suche am Mittwoch auf ein Gebiet, in dem Sonargeräte Unterwassergeräusche ausgemacht hatten. Allerdings blieb die Suche zunächst ohne Ergebnis - und die US-Küstenwache musste einräumen, dass der Ursprung der Geräusche unklar ist. Außerdem dürften die Sauerstoffvorräte der "Titan" im Verlauf des Donnerstag aufgebraucht sein.
"Wir müssen optimistisch und hoffnungsvoll bleiben", sagte Kapitän Jamie Frederick von der US-Küstenwache bei einer Pressekonferenz in Boston. Der Einsatz sei nach wie vor "zu 100 Prozent eine Such- und Rettungsmission". Suchten den Angaben zufolge am Mittwoch fünf Schiffe nach der "Titan", sollte diese Zahl sich binnen 24 bis 48 Stunden auf zehn verdoppeln. Außerdem sollten zusätzliche Tauchroboter eintreffen, zuletzt waren vor Ort zwei im Einsatz.
Die US-Küstenwache hatte in der Nacht auf Mittwoch bestätigt, dass Sonargeräte Unterwassergeräusche registriert hätten, was neue Hoffnungen geweckt hatte. Ein Einsatz von Tauchrobotern in dem Gebiet habe dann zwar "negative Ergebnisse" erbracht, werde aber fortgesetzt.
"Wir suchen in dem Gebiet, in dem die Geräusche registriert wurden, und wir werden es weiterhin tun", sagte Küstenwachenoffizier Frederick. Er räumte aber mit Blick auf die sowohl am Dienstag als auch am Mittwochmorgen aufgezeichneten Geräusche ein: "Wir wissen nicht, was sie sind, um ehrlich zu sein."
Nicht bestätigten wollte Frederick einen Bericht des Magazins "Rolling Stone", wonach "alle 30 Minuten" Geräusche zu hören gewesen seien. "Es gibt mehrere Berichte über Geräusche, und jedes dieser Geräusche wird analysiert", sagte bei der Pressekonferenz in Boston. Carl Hartsfield vom Meeresforschungsinstitut Woods Hole Oceanographic Institution. Beschrieben worden seien die Geräusche als "Klopfgeräusche".
Das vom Unternehmen OceanGate Expeditions betriebene U-Boot "Titan" war am Sonntag zu einer touristischen Tauchfahrt zum Wrack der gesunkenen "Titanic" aufgebrochen. Nach knapp zwei Stunden brach jedoch der Kontakt ab, von dem 6,5 Meter langen U-Boot fehlt seitdem jede Spur.
An Bord des Mini-U-Boots befinden sich der Chef von OceanGate Expeditions, Stockton Rush, der britische Unternehmer und Abenteurer Hamish Harding, der pakistanische Geschäftsmann Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn Suleman sowie der französische "Titanic"-Experte Paul-Henri Nargeolet.
Die US-Küstenwache und die kanadische Küstenwache suchen seit Tagen aus der Luft und auf dem Wasser ein riesiges Gebiet knapp 650 Kilometer vor der Küste der kanadischen Provinz Neufundland ab. In dem Gebiet werden immer mehr Schiffe mit Spezialausrüstung zusammengezogen.
Allerdings bleibt den Einsatzkräften kaum noch Zeit: Nach Angaben des Betreibers reicht der Sauerstoff in dem Tauchboot nur für insgesamt vier Tage - und dürfte damit im Verlauf des Donnerstags ausgehen.
Derweil wachsen die Fragen rund um das Unglück. So wurde bekannt, dass der ehemalige Leiter von OceanGate-Meereseinsätzen, David Lochridge, entlassen worden war, nachdem er Bedenken zur Sicherheit des U-Boots geäußert hatte. In seiner Klage vor Gericht gegen das Unternehmen aus dem Jahr 2018 berichtete er von seinen Bedenken wegen des "experimentellen und ungeprüften Designs" der "Titan".
fs/ma Bastien INZAURRALDE / © Agence France-Presse