Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Putin als Garant des Friedens

Putin gibt sich nach abgebrochenem Wagner-Aufstand als Garant inneren Friedens, und wo ist Prigoschin?

In seiner ersten Fernsehansprache nach dem Aufstand der Wagner-Söldner in Russland hat sich Präsident Wladimir Putin als Garant des inneren Friedens präsentiert.

Er habe dafür gesorgt, dass es bei dem abgebrochenen Aufstand kein Blutvergießen gegeben habe, sagte Putin am Montagabend. Er warf der Ukraine und ihren westlichen Verbündeten vor, diese "wollten, dass sich russische Soldaten gegenseitig umbringen". Den Wagner-Söldnern gewährte er Amnestie.

"Seit Beginn der Ereignisse wurden auf meine direkte Anweisung hin Maßnahmen ergriffen, um ein großes Blutvergießen zu vermeiden", sagte Putin. Russlands "Feinde" hingegen wollten "genau einen solchen Brudermord: sowohl die Neonazis in Kiew als auch ihre westlichen Gönner und alle Arten von Landesverrätern", sagte Putin.

Kurz zuvor hatte US-Präsident Joe Biden jegliche Verwicklung des Westens in die Revolte der Söldnergruppe Wagner in Russland zurückgewiesen. Der Westen habe mit dem Aufstand "nichts zu tun" gehabt, sagte Biden im Weißen Haus. "Das war Teil eines Kampfes innerhalb des russischen Systems."

Kreml-Chef Putin dankte den Russen für ihre "Ausdauer", "Einheit" und ihren "Patriotismus" während der Ereignisse vom Wochenende. "Die Solidarität der Zivilbevölkerung hat gezeigt, dass jede Erpressung, jeder Versuch, einen internen Aufruhr zu organisieren, zum Scheitern verurteilt ist", sagte Putin. Er fügte hinzu, die Wagner-Mitglieder könnten einen Vertrag mit der regulären russischen Armee unterzeichnen, "zu ihren Familien und Angehörigen zurückzukehren" oder "nach Belarus gehen". 

Ohne ihn namentlich zu nennen, beschuldigte Putin erneut Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Dieser habe "sein Land und sein Volk verraten" und gleichzeitig seine Männer "belogen". "Die große Mehrheit der Kämpfer und Kommandanten der Wagner-Gruppe sind ebenfalls russische Patrioten, die ihrem Volk und dem Staat verpflichtet sind", sagte Putin weiter. Sie hätten dies "durch ihren Mut auf dem Schlachtfeld bewiesen".

Putin pries in diesem Zusammenhang den "Mut und die Selbstlosigkeit der heldenhaften Flieger, die im Kampf gefallen" seien. Offizielle Angaben über die wenigen Flugzeuge, die die Wagner-Gruppen nach eigenen Angaben auf ihrem Marsch nach Moskau abgeschossen haben, machte der Kreml jedoch nicht. Nach Angaben russischer Militärblogger schossen die Wagner-Truppen sechs russische Hubschrauber und ein Flugzeug ab. 

Nach seiner Ansprache traf sich Putin nach Angaben des Kreml mit seinen wichtigsten Sicherheitsbeamten, darunter mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu sowie dem Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB,

 


Alexander Bortnikow, und dem Chef der Nationalgarde, Viktor Solotow.

Prigoschin seinerseits versicherte am Montag in einer elfminütigen Audiobotschaft, Ziel des Marsches seiner Männer in Richtung Moskau sei nicht die Übernahme der Macht, sondern die Rettung seiner Truppe gewesen. Der Wagner-Gruppe habe die Zerschlagung durch Verteidigungsminister Schoigu gedroht. Der Vormarsch seiner Söldner habe zudem "schwerwiegende Sicherheitsprobleme" im Land zum Vorschein gebracht.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby


, sagte, in Washington würden die Turbulenzen in dem Atomstaat "sehr genau" verfolgt. "Wir hatten in Echtzeit - über diplomatische Kanäle - Gespräche mit russischen Vertretern über unsere Bedenken", sagte Kirby.

Das US-Außenministerium erklärte derweil, die US-Botschafterin in Moskau habe sich am Wochenende mit russischen Stellen in Verbindung gesetzt und klargestellt, dass die USA nichts mit der Wagner-Revolte zu tun hätten. Botschafterin Lynne Tracy habe erklärt, "dass die Vereinigten Staaten nicht involviert sind und nicht involviert sein werden", sagte ein Ministeriumssprecher.

Am Freitagabend war der monatelange Machtkampf zwischen dem Chef der Söldnertruppe und der russischen Militärführung eskaliert. Wagner-Kämpfer marschierten von der Ukraine aus nach Russland ein und rückten in Richtung Moskau vor. 

Nach rund 24 Stunden Aufstand vollzog Prigoschin am Samstagabend überraschend eine Wende und beorderte seine Söldner zurück in ihre Lager. Der mit Putin verbündete belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko hatte eine Vermittlungslösung ermöglicht. Laut Kreml soll Prigoschin nach Belarus ins Exil gehen. Wo sich der Wagner-Chef nun aufhält, ist nach wie vor unklar.

bur/ck/

© Agence France-Presse