Die Spenden-Arbeit für das Pelikan-Haus am Clemenshospital der Alexianer in Münster wurde mit dem Deutschen Fundraisingpreis ausgezeichnet.Der Erfolg liegt in dem großen Rückhalt für das Projekt in der direkten Nachbarschaft, in Münster und weit darüber hinaus begründet.Die Situation von Familien mit schwer erkrankten Kindern, die in der Nähe des Krankenhauses Zimmer bekommen sollen, berührt viele Menschen.
Ein Selbstläufer war es nicht, auch wenn der Spendenzweck ohne Frage ins Herz vieler Menschen trifft. Für den Bau des Pelikanhauses am Clemenshospital in Münster konnten bereits etwa vier Millionen Euro gesammelt werden. Dort sollen ab dem kommenden Jahr zwölf Familienzimmer für Angehörige schwerkranker Kinder bereitstehen. Der Träger des Krankenhauses, die Alexianer-Unternehmensgruppe, wurde für ihr Fundraising kürzlich mit dem Deutschen Fundraisingpreis ausgezeichnet.
Kinder mit schweren Erkrankungen bewegen sicherlich schneller zur Hilfe als viele andere Spendenzwecke. Als das Projekt vor fünf Jahren startete, war es trotzdem eine große Herausforderung, die Gelder für den rein aus Spenden finanzierten Bau direkt neben der Klinik anzustoßen, sagt die Referentin für Fundraising bei den Alexianern, Sabrina Schulz. „Ein solches Angebot ist in dem Leistungsspektrum eines Krankenhauses nicht vorgesehen.“ Heißt: Krankenkassen oder die öffentliche Hand beteiligen sich nicht.
Großer Stellenwert, großer Rückhalt
„Wir haben unsere Initiative von Beginn an breit aufgestellt“, sagt
Schulz. Die Grundschüler und Schrebergärtner nebenan wurden genauso
angesprochen wie große Vereine und Stiftungen in ganz Deutschland. Genau
darin sieht sie den Erfolg begründet. „Wenn viele Menschen kleine
Beträge spenden, ist das eine wichtige Grundlage, die zeigt, welchen
Stellenwert das Projekt im direkten Umfeld und in der Gesellschaft hat.“
Größere Geldgeber könnten dadurch motiviert werden.
Den Stellenwert kann Florian Wellner unterstreichen. Er selbst musste erfahren, wie entscheidend ein naher Rückzugsort für die Familie ist, als seine vierjährige Tochter vor vier Jahren eine Hirnblutung erlitt. „Organisatorisch und emotional waren wir in einer absoluten Ausnahmesituation.“ Ihre Präsenz am Intensivbett mussten die Eltern mit ihrer Arbeit und ihrem zweiten Kind im Säuglingsalter exakt planen. Auch für die Nächte, wenn ihre Tochter oft unruhig wurde. Ein ständiges Pendeln zwischen ihrem Zuhause in Rosendahl-Holtwick (Kreis Coesfeld) und dem Clemenshospital war nicht möglich.
Erholung wichtiger Faktor für Genesung
Tage- und oft auch nächtelang verbrachten der Vater oder die Mutter
bei ihrer Tochter, hielten sie beruhigend im Arm. Den wenigen Schlaf,
den sie bekamen, fanden sie in einem benachbarten, maroden Pfarrhaus,
das provisorisch hergerichtet worden war. „Das einzig Entscheidende war
der kurze Weg zum Krankenbett, wenn wir gebraucht wurden – wirklich
erholen konnten wir uns zwischendurch nie.“
Diese Erholung der Eltern aber ist wichtiger Faktor für die Genesung der Patienten, sagt der ehemalige Chefarzt des Clemenshospitals, Professor Ralf Scherer. „Vertraute Stimmen zu hören, die Ruhe der Eltern zu spüren, Berührungen – all das kann sehr viel bewirken.“ Als Vorsitzender des Fördervereins Pelikanhaus ist er glücklich, dass für diese Nähe der Familie zu den schwer erkrankten Kindern bald viel bessere Voraussetzungen bestehen. Dazu gehören neben den hellen und großen Familienzimmern auch Spielgelegenheiten für Geschwisterkinder und Begegnungsräume für die Eltern. „Der Austausch in dieser Situation kann entlasten.“
Sponsorenlauf und Flötenmusik
Weitere Informationen: www.alexianer.de
Diese Hintergründe haben zur großen Spenden-Resonanz beigetragen. Auf allen Ebenen: Mitarbeiter des Krankenhauses organisierten Radtouren, junge Schüler sammelten beim Sponsorenlauf, die Tochter einer Krankenpflegerin spielte in Münsters Innenstadt Flöte. Die vielen kleinen und mittleren Beträge haben sich summiert und machen mittlerweile etwa ein Drittel der Finanzierung aus.
Großspender wie die Toni-Kroos-Stiftung, Unternehmen oder die Lions-Clubs aus Münster gaben bislang die restlichen zwei Drittel. Die Ausstrahlung des Fundraising-Teams ist dabei entscheidend, sagt Scherer: „Mit jedem Unterstützer wird direkt Kontakt aufgenommen.“ Auch die Möglichkeit, konkrete einzelne Bausteine des Projekts zu finanzieren, schafft in seinen Augen Anreize. „Der Spender findet sich nachher in dem Gebäude wieder.“
Noch besteht eine Finanzierungs-Lücke
Eine Finanzierungs-Lücke besteht immer noch, auch weil die Baukosten durch die Marktsituation und die Inflation gestiegen sind. Aber auch der Betrieb für das Pelikanhaus wird künftig vorwiegend aus den Spenden bezahlt werden, die möglichen Sätze der Krankenkasse werden nicht ausreichen. Der große Rückhalt für das Projekt in der Belegschaft des Krankenhauses, bei den Nachbarn, in Münster und weit darüber hinaus wird dabei helfen.
Titelbild: Erik Hinz