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Corona-Tracking-App in der Entwicklung

Rund 50 Soldaten simulierten in der Berliner Julius-Leber-Kaserne in Schutzkleidung das Zusammentreffen von Menschen


Die Bundeswehr hilft bei der Entwicklung der Technologie für Corona-Tracking-Apps durch ein internationales Netzwerk von Forschern und Entwicklern. Rund 50 Soldaten simulierten in der Berliner Julius-Leber-Kaserne in Schutzkleidung das Zusammentreffen von Menschen, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Berlin mit. Die Testzyklen dienen dem am Netzwerk beteiligten Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik in Berlin bei einer Kalibrierung.

Derzeit arbeiten Forscher und Entwickler aus acht europäischen Staaten im Rahmen der Pan-European Privacy Preserving Proximity Tracing-Initative (PEPP-PT) unentgeltlich daran, die technischen Grundlagen für den Betrieb möglicher Tracking-Apps auf Smartphones zu entwickeln. Wie die PEPP-PT am Mittwoch mitteilte, entwickelten die Beteiligten ein System, das mit anonymisierten Daten arbeitet und dadurch auch datenschutzrechtliche Bedenken ausräumt.

Tracking-Apps werden derzeit auch in Deutschland als Mittel für zielgerichtetere Corona-Isolierungsmaßnahmen diskutiert, vor allem nach etwaigen Lockerungen der bestehenden Ausgangsbeschränkungen. Die Apps sollen ihre Benutzer warnen, wenn sie Kontakt zu Infizierten hatten. Die Betroffenen könnten sich dann umgehend zu Hause isolieren sowie einen Test auf Ansteckung in die Wege leiten.

Das vom PEPP-PT am Mittwoch vorgestellte System nutzt dabei die auf Smartphones installierte Bluetooth-Datenübertragungstechnik, um festzustellen, welche anderen Handys sich über eine für eine Infektion relevante Zeit hinweg in entsprechender Nähe befanden. Alle Smartphones erhalten dabei nach dessen Angaben eine temporäre ID, also eine nichtssagende Erkennungsnummer, die keine Rückschlüsse auf die Besitzer oder deren Aktivitäten zulässt.

Jedes Smartphone speichert verschlüsselte Listen mit den IDs der Geräte, die die epidemiologisch relevanten Annäherungskriterien erfüllen. Erst wenn der Besitzer eines Handys von einer Infektion erfährt, wird über einen ebenfalls verschlüsselten Prozess mit einer vertrauenswürdigen offiziellen Stelle wie einer Behörde das weitere Verfahren in Gang gesetzt: Diese verschickt eine TAN, mit der das Handy die ID-Listen entschlüsselt und die darin vermerkten Smartphones kontaktiert, die dann entsprechende Warnungen anzeigen.

Die PEPP-PT, an der neben dem Berliner Fraunhofer-Institut unter anderem die Technischen Universitäten Dresden und Berlin, das französische Institut national de recherche en informatique et en automatique, die École polytechnique fédérale im schweizerischen Lausanne sowie der Telekommunikationskonzern Vodafone beteiligt sind, stellt dabei nur die Abwicklungsplattformen bereit. Diese sollen Programmierer nutzen, um konkrete Apps nach einheitlichen Standards zu entwickeln, die europaweit miteinander harmonisieren.

Die Kalibrierungstests bei der Bundeswehr in Berlin dienen dabei der Feinabstimmung, etwa mit Blick auf die genauen Entfernungen und Annäherungszeiten. Die Arbeiten an der Plattform sollen nach Angaben von PEPP-PT-Mitorganisator Hans-Christian Boos von dem ebenfalls beteiligten deutschen IT-Unternehmens Arago Ende der kommenden Woche abgeschlossen sein. Dann soll das System frei zugänglich gemacht werden, damit es Entwickler nutzen können.

bro/cfm

© Agence France-Presse