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Tödlicher Luftangriff im Sudan

UNO warnt vor der Destabilisierung der gesamten Region

Nach dem Tod dutzender Zivilisten bei einem Luftangriff auf ein Wohnviertel im Sudan hat die UNO vor einem "umfassenden Bürgerkrieg" in dem Land und dessen Folgen für die gesamte Region gewarnt. Das nordostafrikanische Land stehe "am Rand eines umfassenden Bürgerkriegs, der potenziell für die ganze Region destabilisierend ist", erklärte ein Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres am Sonntag. Die UNO setzt in dem seit drei Monaten andauernden Konflikt auf die Vermittlung afrikanischer Staaten.

Die sudanesische Armee hatte am Samstag die an die Hauptstadt Khartum grenzende Millionenstadt Omdurman aus der Luft angegriffen. Das Gesundheitsministerium veröffentlichte im Online-Netzwerk Facebook ein Video, auf dem Leichen zu sehen waren. Laut Ministerium gab es bei dem Angriff "22 Tote und eine große Zahl an Verletzten unter Zivilisten".

Die paramilitärische RSF-Miliz unter der Führung von Mohamed Hamdan Daglo, die gegen die Armee von Sudans Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan kämpft, sprach von mindestens 31 Todesopfern und zahlreichen Verletzten. 

Von der Nachrichtenagentur AFP kontaktierte Anwohner bestätigten den Luftangriff. Die Armee erklärte hingegen am Sonntag, die Luftwaffe habe am Tag zuvor "keine feindlichen Ziele" in Omdurman angegriffen.

Unterdessen berichteten Augenzeugen am Sonntag von weiteren Luftangriffen in der Nähe des Präsidentenpalastes im Zentrum von Khartum. Demnach gab es auch im Süden der Hauptstadt Kämpfe mit Maschinengewehren und Artilleriebeschuss.

Seit Mitte April wird der Sudan von einem Machtkampf zwischen der Armee und der RSF-Miliz erschüttert. Fast 3000 Todesopfer wurden seither gezählt, die tatsächliche Opferzahl dürfte aber weit höher sein. Fast drei Millionen Menschen sind auf der Flucht. Nach UN-Angaben sind 25 Millionen Menschen wegen der Kämpfe schutz- und hilfsbedürftig - mehr als die Hälfte der Bevölkerung.

Die Kämpfe konzentrieren sich zwar auf die westliche Region Darfur und die Hauptstadt Khartum, Gefechte wurden aber auch aus weiteren Regionen gemeldet.

Die UNO und afrikanische Staatenbündnisse warnen zudem vor einer "ethnischen Dimension" des Konflikts in Darfur. Guterres' Sprecher Farhan Haq warf den Konfliktparteien am Sonntag "ein völliges Fehlen an Respekt für die humanitären Rechte und die Menschenrechte" vor. 

Die UNO setzt in dem Konflikt auf die Vermittlung der regionalen Wirtschaftsgemeinschaft Intergovernmental Authority on Development (Igad). Deren Vertreter treffen sich am Montag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Ein Igad-Vertreter teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, al-Burhan und Daglo seien zu Vermittlungsgesprächen eingeladen worden, bislang habe aber keine der Konfliktparteien reagiert.

kas/gt


© Agence France-Presse