Münster - (SMS) - An einer Klinkerwand zwischen Domplatz und Rathaus hängt in drei Metern Höhe ein unscheinbares weißes Schild. Es trägt die Aufschrift "2. April 2020 16.00 Uhr" und ist die Arbeit "Datum" des Konzeptkünstlers Mark Formanek. Die Tafel verweist auf die Minute genau auf den Moment, in dem sie durch das nächste Schild ersetzt werden soll. Und auch das folgende Kunstwerk trägt sein eigenes Datum mit Tag, Monat, Jahr und Uhrzeit.
Im Jahr 2000 hat die Stadt Münster das Kunstobjekt erworben und es mit der Gravur "12. März 2004 17.45 Uhr" am Michaelisplatz montiert. Darauf folgt alle vier Jahre - Schluss ist erst 2036 - ein anderes Schild: 24. März 2008 17.00 Uhr, 28. März 2012 16.45 Uhr, 3. April 2016 17.15 Uhr, 2. April 2020 16.00 Uhr. Aber allein auf die im Auftrag des Künstlers zu vollziehende Handlung zu warten, riefe eine große Enttäuschung hervor: Tatsächlich ist es nur ein profaner Schilderwechsel, denn dem einen Datum folgt ein anderes.
Merle Radtke, Leiterin der Kunsthalle Münster: "Der Austausch des kleinen Blechs bildet zwar einen Anlass. Jedoch sind es die Menschen, die aus dem Werk ein Ereignis werden lassen und damit zu Akteurinnen und Akteuren werden." In den Vorjahren versammelten sich im Warten durchaus Hunderte - einem Happening gleich. Doch in diesen Wochen, in denen strenge Kontaktsperren helfen sollen, das Coronavirus einzudämmen, verschiebt das städtische Kulturamt den Schilderwechsel vorerst bis mindestens zum Monatsende. Der Schutz der Gesundheit geht vor, jedwede Menschenansammlung ist tabu.
Somit verbleibt das Schild mit dem Verweis auf den 2. April 2020 16.00 Uhr vorerst als ein Relikt aus der Vergangenheit an seinem Platz. Und gibt jedoch nicht minder Anlass über die Zeit nachzudenken und die Umstände, die dazu geführt haben, dass ein abgelaufenes Datum noch Bestand hat…