Die Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Krise gelten bis mindestens zum 19. April. Insbesondere auch für die Osterzeit mahnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch nach einer Telefonkonferenz mit den Ministerpräsidenten der Länder weiterhin zur Disziplin. Am Dienstag nach Ostern solle die Lage gemeinsam neu bewertet werden.
Das Ziel bleibe, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, betonte die Kanzlerin. Hier gebe es "zwar leichte Verbesserungen", es sei aber "bei weitem zu früh, darüber nachzudenken, die Kontaktbeschränkungen zu lockern", hob Merkel hervor. Auch können "wir heute keine Aussage darüber machen, wie es nach Ostern weitergeht", dämpfte sie Erwartungen für die Zukunft. Maßgeblich blieben auch dann die Bewertungen durch das Robert-Koch-Institut, sagte Merkel.
Verschärft werden demnach auch die Kriterien für eine Lockerung der Einschränkungen: Da die Behandlung schwerer Corona-Erkrankungen länger dauere als erwartet, müsse erreicht werden, dass sich die Zahl der Infizierten höchstens alle zwölf bis 14 Tage verdoppele. Bisher war ein Wert von zehn Tagen als ausreichend angesehen worden, tatsächlich ist der Verdopplungszeitraum bisher noch deutlich kürzer. Bei einem zu schnellen Anstieg wird eine Überforderung des Gesundheitswesens befürchtet.
Merkel rief dazu auf, auch während der Ostertage auf private Reisen und Besuche selbst von Verwandten zu verzichten. "All das wird dieses Jahr nicht stattfinden können." Dies gelte auch für Tagesausflüge oder für Gottesdienstbesuche. Sie betonte das Festhalten an einem "bundesweit einheitlichen Vorgehen". Grundsätzlich positiv äußerte sich Merkel zu einer Tracking-App auf freiwilliger Basis. Es sei aber bei der Konferenz mit den Ministerpräsidenten "nicht darüber gesprochen" worden.
Ausdrücklich dankte die Kanzlerin allen, die sich an die Kontaktbeschränkungen halten. Die Mehrzahl der Menschen in Deutschland "trägt damit dazu bei, dass Menschen geschützt werden und Leben gerettet wird". Dies sei "eine großartige Leistung". Gern würde sie eine Lockerung der Beschränkungen bekanntgeben, "aber wir können das noch nicht tun". Nichts wäre schlimmer, als danach dann "zurückrudern zu müssen".
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hob hervor, besondere Priorität habe jetzt der Schutz von Alten- und Pflegeheimen. Dazu sollten auch Testmöglichkeiten für die Beschäftigten dort ausgebaut werden. Statt Neuaufnahmen sollten Ersatzkapazitäten etwa in Rehaeinrichtungen geschaffen werden.
Auch Söder betonte die Notwendigkeit, an den geltenden Einschränkungen festzuhalten. Verschärft werden sollten diese aber nicht: "Wir haben vereinbart, vorerst keine Pflicht für Schutzmasken aufzurufen", sagte Söder. Insbesondere die Wirksamkeit improvisierter Schutzmasken werde "zurückhaltend" bewertet. Natürlich könne aber gleichwohl jeder mit solchen Masken einen Beitrag leisten. Söder und andere Länderchefs machten deutlich, wichtiger seien mehr qualitativ hochwertige Masken für den Medizinsektor.
"Das Coronavirus kennt keine Feiertage", mahnte auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zur Disziplin, besonders auch während der Ostertage. Zu den Ergebnissen der bisherigen Anstrengungen, die Ausbreitung der Infektionen zu bremsen, äußerte er sich sehr vorsichtig. "Wir können nicht sicher sein, dass wir dieses Ziel bisher überhaupt erreicht haben."
Die geltenden Kontaktbeschränkungen waren bei ihrer Einführung vor eineinhalb Wochen zunächst bis 5. April befristet worden. Doch "der Kampf gegen das Virus ist noch lange nicht gewonnen", sagte auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).
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